Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat am Donnerstag ihre Rekordjagd wieder aufgenommen und den Dow-Jones-Index erstmals über die Marke von 24.000 Punkten geschickt. Am Vortag hatte noch der Absturz der Technologiewerte das Sentiment belastet. Erst am 18. Oktober hatte der Dow das Niveau von 23.000 Punkten geknackt. Mit dem Schlussstand über 24.000 Punkten, hat er nur 30 Handelstage für einen Anstieg von 1.000 Punkten benötigt. Zudem hat der Index, gemeinsam mit dem S&P-500, nun acht Monate in Folge jeweils ein Plus verzeichnet.
Zur Begründung für die wieder erstarkte Kauflaune verwiesen Marktteilnehmer vor allem auf die Fortschritte bei der US-Steuerreform. So habe der republikanische Senator John McCain seine Unterstützung im Senat zugesichert. Damit könnte Präsident Donald Trump der Umsetzung wieder einen entscheidenden Schritt näher gekommen sein. "Mit den Entwicklungen bei der Steuerreform und der Konjunkturerholung sehen die fundamentalen Rahmenbedingungen gut aus", so Analyst Paul Brigandi von Direxion Investments. "Die Investoren rechnen fest mit der Steuerreform und bleiben zudem optimistisch für die weitere Entwicklung der Wirtschaft", ergänzte der Teilnehmer.
Der Dow-Jones-Index gewann 1,4 Prozent auf 24.272 Punkte. Der S&P-500 verbesserte sich um 0,8 Prozent auf 2.648 Punkte und der Nasdaq-Composite schloss mit einem Aufschlag von 0,7 Prozent bei 6.874 Punkten. Der Umsatz stieg kräftig auf 1,51 Milliarden (Vortag: 920 Millionen) Aktien. Dabei standen 1.734 (1.501) Kursgewinnern 1.256 (1.486) -verlierer gegenüber, unverändert schlossen 102 (101) Titel.
Technisch orientierte Marktteilnehmer merkten zudem an, dass der Dow-Transportindex weiter Boden gutmache und damit die optimistische Stimmung am Markt unterstreiche. "Aus welchem Grund auch immer hat der Subindex am Mittwoch einen neuen Rekordschlussstand markiert, was die Dow-Theorie eines Bullen-Marktes weiter untermauert", erklärte Investment-Stratege Jeffrey Saut von Raymond James. Die Dow-Theorie beruht auf einem positiven Zusammenhang zwischen dem Dow-Transportindex und dem Dow-Jones-Index.
Technologiewerte mit Erholung - Finanzwerte weiter gesucht
Während sich Technologieaktien nach dem Abverkauf etwas erholten, standen die Bankenaktien bei den Investoren weiter hoch im Kurs. Zum einen wegen der Steuerreformfortschritte, zum anderen, weil sich der designierte US-Notenbankpräsident Jerome Powell zuletzt gegen eine schärfere Banken-Regulierung ausgesprochen und eine regulatorische Entlastung kleinerer Banken befürwortet hatte. Zudem profitierte der Sektor von den anziehenden Renditen vor dem Hintergrund der im Dezember fest erwarteten nächsten Zinserhöhung in den USA. Der S&P-500-Subindex der Bankenaktien gewann weitere 0,3 Prozent.
Im Technologiesegment zogen Facebook um 1,2 Prozent an und Apple kletterten um 1,4 Prozent. Für den entsprechenden Subindex ging es um 0,8 Prozent nach oben, nachdem er am Vortag um 1,7 Prozent zurückgefallen war.
Hinter den am Vortag sehr schwachen Kursen im Technologiesektor vermuteten Marktteilnehmer eine Mischung aus Sektorrotation und Gewinnmitnahmen aus Sorge vor zu hoch gelaufenen Bewertungen. Auslöser könnte die spektakuläre Bitcoin-Rally gewesen sein, welche die Sinne der Anleger für die Gefahren vor Blasenbildungen wieder geschärft hat. Allerdings gab es in den vergangenen Monaten immer wieder Börsentage mit kurzfristig sehr schwachen Technologiekursen.
Andere Akteure sprachen von einer Sektorrotation zugunsten von Aktien unter anderem aus dem Finanzsektor. Auslöser dafür könnten die Fortschritte bei der US-Steuerreform sein, von denen vor allem die Banken profitieren dürften. "Ich glaube, die Bewertungen können noch steigen und jegliche Korrektur wird eine Sektorrotation sein, solange bis sich die Renditesituation ändert", sagte Michael Thompson von S&P Global Market Intelligence.
Der Chicagoer Einkaufsmanagerindex ist wie erwartet auf sehr hohem Niveau zurückgegangen, aber nicht ganz so stark wie von den Ökonomen erwartet. Der Indikator fiel im November auf 63,9 Punkte nach 66,2 Punkten im Vormonat. Volkswirte hatten einen Wert von 63,0 Punkten erwartet.
Wilde Berg- und Talfahrt bei Juniper
Unter den weiteren Aktien standen Juniper Network mit einer spektakulären Berg- und Talfahrt im Blick. Die Aktie war im Nachbörsenhandel am Mittwoch nach oben geschossen, angetrieben von Berichten, wonach Nokia ein 16-Milliarden-Dollar-Gebot für den Netzwerkspezialisten vorbereiten soll. Nokia hat dies aber inzwischen zurückgewiesen. Juniper verloren 6,2 Prozent. Im regulären Handel am Mittwoch hatte der Kurs trotz der Schwäche bei Technologieaktien noch um gut 5 Prozent zugelegt.
Die Boeing-Aktie setzte ihre Aufwärtstendenz fort und legte um 2,8 Prozent zu. Im Verlauf wurde zudem ein neues Rekordhoch markiert. Synopsys verzeichneten ein Plus von 4,2 Prozent, nachdem der Halbleiterdesigner die Erwartungen der Analysten mit den Quartalszahlen übertroffen hat. Auch die Aktie des Bekleidungseinzelhändlers Tilly's profitierte von starken Geschäftszahlen und verteuerte sich um 24,8 Prozent.
Dagegen ging es für Semtech um 6,8 Prozent abwärts. Der Halbleiterproduzent hat zwar mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen geschlagen, zugleich aber mit seinem Ausblick enttäuscht.
Kroger schnellten um 6,1 Prozent nach oben. Die Drogeriekette hat mit ihrem Quartalsbericht wie auch dem Ausblick die Schätzungen der Analysten geschlagen. Der mit Schwierigkeiten kämpfende Einzelhändler hat überraschend den Quartalsverlust verringert. Sears kündigte außerdem an, die Umsatzströme weiter diversifizieren zu wollen durch Partnerschaften mit Drittparteien. Sears gaben nach anfänglichen Gewinnen um 3,6 Prozent nach.
Dollar mit Bericht um Tillerson-Ablösung unter Druck
Am Devisenmarkt geriet der Dollar auf breiter Front kräftig unter Druck. Im Gegenzug stieg der Euro in der Spitze auf 1,1931 Dollar. Im späten US-Handel lag er bei 1,1903 Dollar. Auch zum Yen fiel der Greenback zurück. Als Auslöser verwiesen Devisen-Analysten auf einen Bericht, wonach US-Außenminister Rex Tillerson kurz vor seiner Ablösung steht. Wie die New York Times unter Berufung auf ranghohe Behördenvertreter berichtete, soll er durch den amtierenden CIA-Chef Mike Pompeo ersetzt werden.
Der Wechsel an der Spitze des Außenministeriums sei vom Stabschef des Weißen Hauses, John Kelly, eingefädelt worden und solle "in den kommenden Wochen" vollzogen werden. "Es fällt schwer in der Politik eine klare Linie zu erkennen, wenn die Leute die diese verantworten, immer wieder ausgetauscht werden", sagte Devisen-Stratege Adam Cole von RBC. "Die Politik ist chaotisch geworden", ergänzte der Teilnehmer.
Am Ölmarkt zogen die Preise mit den Aussagen vom Opec-Treffen in Wien an. Das Kartell und eine Gruppe weiterer Ölproduzenten unter der Führung Russlands haben sich auf eine neunmonatige Verlängerung der eigentlich im März nächsten Jahres auslaufenden Förderbegrenzung verständigt. Dieser Schritt war vom Markt weithin erwartet worden. Der Preis für ein Fass der Sorte Brent stieg zum US-Settlement um 0,7 Prozent auf 63,57 Dollar. Für WTI ging es um 0,2 Prozent auf 57,40 Dollar nach oben.
Der Goldpreis fiel mit der Aussicht auf einen intakten Zinserhöhungspfad durch die US-Notenbank weiter zurück. Entsprechende Aussagen hatte es zuletzt sowohl von der scheidenden Fed-Präsidentin Janet Yellen, als auch von ihrem designierten Nachfolger Jerome Powell gegeben. Zum US-Settlement gab der Preis für die Feinunze um 0,7 Prozent auf 1.277 Dollar nach.
Die US-Anleihen bauten ihre Vortagesabgaben noch weiter aus. Weiter stand die US-Steuerreform im Fokus. So scheint der US-Senat der Reform zustimmen zu wollen. Die nächste Hürde liegt dann im Kongress. Die Rendite zehnjähriger Papiere legte um 3 Basispunkte auf 2,42 Prozent zu und stieg damit über die wichtige Marke von 2,40 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 24.272,35 1,39 331,67 22,82 S&P-500 2.647,58 0,82 21,51 18,26 Nasdaq-Comp. 6.873,97 0,73 49,58 27,70 Nasdaq-100 6.365,56 0,86 54,19 30,88 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,79 2,8 1,76 58,4 5 Jahre 2,14 4,0 2,10 21,8 7 Jahre 2,32 3,2 2,28 6,8 10 Jahre 2,42 3,0 2,39 -2,5 30 Jahre 2,84 1,2 2,82 -23,1 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:10 Uhr Mi, 18:33 % YTD EUR/USD 1,1903 +0,30% 1,1867 1,1863 +13,2% EUR/JPY 133,94 +0,58% 133,17 132,60 +9,0% EUR/CHF 1,1709 +0,20% 1,1686 1,1673 +9,3% EUR/GBP 0,8800 -0,19% 0,8817 1,1331 +3,3% USD/JPY 112,54 +0,27% 112,24 111,76 -3,7% GBP/USD 1,3523 +0,50% 1,3457 1,3444 +9,6% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 57,33 57,3 +0,1% 0,03 +0,6% Brent/ICE 63,57 63,11 +0,7% 0,46 +8,4% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.275,06 1.283,65 -0,7% -8,59 +10,7% Silber (Spot) 16,44 16,54 -0,6% -0,10 +3,2% Platin (Spot) 942,60 939,00 +0,4% +3,60 +4,3%
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November 30, 2017 16:23 ET (21:23 GMT)
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