Aachen (ots) - Viele Köche verderben den Brei. Die Köche sind in diesem Fall die 16 Bundesländer, der Brei die Schulpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Durcheinander von Ideen, Versuchen, Modellen, Schulformen, Ansprüchen, Möglichkeiten. Und alle paar Jahre werden nach den Landtagswahlen in den Bundesländern die Zutaten des Breis neu gemischt - oder es kommt eine neue Zutat hinzu. Je nach Gusto. Auslöffeln dürfen das Ergebnis die Schulen und die Kinder. Die im Vergleich zu anderen Nationen schwache Lesekompetenz von Viertklässlern ist nur ein Beispiel dafür, dass dieser Flickenteppich in der Bildungspolitik beendet werden muss. Die Standards müssen vereinheitlicht, national und international bewährte Konzepte bundesweit umgesetzt werden. Das Schreibenlernen nach Gehör ist ein weiteres Beispiel. Davon gibt es durchaus unterschiedliche Modelle. Manche funktionieren. Die weiterführenden Schulen können fast vorhersagen, welche der neuen Fünftklässler wenig Probleme mit der Rechtschreibung haben werden. Sie kennen die Grundschulen in ihrem Umfeld genau, die das Konzept anwenden, das eine hohe Erfolgsquote aufweist. Sie nehmen auch die, die es mit dem ungeeigneten Konzept gelernt haben, und schicken sie in den Förderunterricht. Ein Hilfskonstrukt. Unfassbar ist, dass niemand die Erfahrungen mit den verschiedenen Konzepten sammelt, auswertet und nutzt. Bundesweit. Stattdessen entscheiden in NRW die Grundschulen selbst, welches Konzept sie wählen. Ein Irrsinn. Der Bildungs-Brei schmeckt bitter. Jeder weiß, dass ein Einser-Abi in Bayern deutlich schwerer zu kriegen ist als in NRW. Doch bei der Bewerbung für einen begehrten Studiengang interessiert das niemanden. Statt die Anforderungen zu vereinheitlichen, werden die bestraft, die härteren Bedingungen unterworfen wurden. Ändern wird sich das so schnell nicht. Denn die Bildung ist eines der wenigen Felder, auf denen sich die Landespolitiker austoben dürfen. Freiwillig verlassen werden sie es nicht. Dafür müssen die Ergebnisse im internationalen Vergleich wohl noch bitterer werden.
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