FRANKFURT (Dow Jones)--Erneut im Minus haben sich europäische Aktien am Mittwoch aus dem Handel verabschiedet. Vor allem bei Technologiewerten ging es weiter abwärts. "Besonders für ausländische Anleger sind Gewinnmitnahmen attraktiv", sagte ein Händler: Investoren aus dem Dollar-Raum sicherten sich damit neben den Kurs- auch noch deutliche Währungsgewinne in Europa.
Gleichzeitig fehle es an frischen Käufern am Markt, denn mit Blick auf das Jahresende würden die Bücher geschlossen und für Neuinvestitionen in Richtung 2018 sei es noch zu früh. Keine positiven Impulse kamen von widersprüchlichen US-Konjunkturdaten: Denn während der ADP-Arbeitsmarktbericht besser aus erwartet ausfiel, gingen die Lohnstückkosten überraschend zurück.
Jim O'Sullivan, Chef-Volkswirt bei High Frequency Economics kommentierte dazu: "Die Schwäche der Lohnstückkosten dürfte zweifelsohne von vielen als Beweis zitiert werden, dass die Sorgen um eine Überhitzung wegen eines boomenden Arbeitsmarktes nicht angebracht sind". Der DAX verlor 0,4 Prozent auf 12.999 Punkte, der Euro-Stoxx-50 fiel um 0,3 Prozent auf 3.562 Zähler.
Neue Eskalation um Jerusalem befürchtet
Zu allem Übel tauchten neue politische Ängste auf: US-Präsident Donald Trump beschwöre möglicherweise eine Eskalation in Nahost mit der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels herauf, befürchteten Analysten wie die von Bernstein. Dazu läuft am Freitag in den USA die Schuldenermächtigung für die Regierung aus und die Euphorie über die US-Steuerreform ebbte ebenfalls ab. Entsprechend ging die Flucht in "sichere Häfen" wie Yen und Anleihen weiter. Die Kryptowährung Bitcoin markierte mit Kursen über 12.500 Dollar neue Rekordhochs. Zu Jahresbeginn kostete sie weniger als 1.000 Dollar.
Steinhoff-Aktie im freien Fall - CEO zurückgetreten
Ein regelrechtes Blutbad erlebte die Steinhoff-Aktie. Sie brach um 63,1 Prozent auf 1,11 Euro ein. Im Tagestief mutierte sie sogar mit 0,85 Euro zu einem "Penny-Stock". Steinhoff schockierte mit der Verschiebung der Zahlenvorlage auf unbestimmte Zeit und räumte Unregelmäßigkeiten bei der Bilanzierung ein, was zum sofortigen Rücktritt von Vorstandschef Markus Jooste führte.
Besonders pikant war, dass Steinhoff selbst warnte, "Aktionären und anderen Investoren in Steinhoff wird empfohlen, beim Handel mit den Wertpapieren des Konzerns Vorsicht walten zu lassen". Steinhoff ist in Deutschland vor allem mit der Möbelhausmarke Poco bekannt. Die Analysten der Commerzbank rieten bei der Aktie: "Finger weg"!
Deutsche Post und Delivery Hero von Emissionen belastet
Für Delivery Hero ging es um 4,5 Prozent abwärts. Hier wurde gleichzeitig eine Kapitalerhöhung und eine Aktienplatzierung durchgeführt. Neben 10,5 Millionen neuen Aktien zu 34,50 Euro wurden dem Markt weitere 2 Millionen bestehender Aktien von einer Gruppe Minderheitsaktionäre angeboten. Commerzbank litten unter einem Danaer-Geschenk von Goldman Sachs und fielen 2,2 Prozent: Die Analysten erhöhten zwar das Kursziel, aber nur auf 10,50 Euro. Das lag deutlich unter dem aktuellen Kurs und wurde als "verkappte Verkaufsempfehlung" interpretiert. Deutsche Bank gaben nur 1,5 Prozent nach.
Deutsche Post fielen 2,7 Prozent - belastet von der Ausgabe einer Wandelanleihe im Umfang von einer Milliarde Euro. Weiter kräftig abverkauft wurden Halbleiterwerte: Siltronic im MDAX fielen um 4,5 Prozent, auch andere Technologietitel wie S&T oder SLM Solutions gaben um die 4 Prozent nach.
Prosieben und Telekom im Plus
Prosiebensat1 ragten mit knapp 3 Prozent Plus hervor. Die neue Strategie und Konzernstruktur kamen auf dem Kapitalmarkttag gut an. Mit der Neuorganisation sollen Einsparungen im zuletzt schwächelnden TV-Geschäft einhergehen. Außerdem will die Senderkette im Geschäft mit ihren Online-Portalen Partner an Bord holen.
Deutsche Telekom kletterten 0,6 Prozent, nachdem US-Tochter T-Mobile US einen großen Aktienrückkauf angekündigt hatte. Dies sei besser als eine Dividendenerhöhung, hieß es im Handel. In Kopenhagen gewannen Novo Nordisk gegen die negative Tagestendenz 3,4 Prozent. Anleger begrüßten die US-Zulassung des Diabetes-Medikaments Ozempic durch die US-Gesundheitsbehörde. Es könnte ab 2019 für einen Umsatz von über 1 Milliarde Dollar sorgen.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.561,57 -9,00 -0,3% +8,2% Stoxx-50 3.160,38 +4,34 +0,1% +5,0% Stoxx-600 386,32 -0,42 -0,1% +6,9% XETRA-DAX 12.998,85 -49,69 -0,4% +13,2% FTSE-100 London 7.348,03 +20,53 +0,3% +2,9% CAC-40 Paris 5.374,35 -1,18 -0,0% +10,5% AEX Amsterdam 542,77 -0,31 -0,1% +12,3% ATHEX-20 Athen 1.898,11 -6,66 -0,3% +9,0% BEL-20 Brüssel 3.979,75 -19,91 -0,5% +10,4% BUX Budapest 37.591,53 +32,77 +0,1% +17,5% OMXH-25 Helsinki 0,00 0,00 0,0% +5,6% ISE NAT. 30 Istanbul 129.462,93 -1454,40 -1,1% +35,6% OMXC-20 Kopenhagen 996,91 +10,54 +1,1% +12,8% PSI 20 Lissabon 5.395,26 -14,26 -0,3% +15,0% IBEX-35 Madrid 10.184,00 -27,30 -0,3% +8,9% FTSE-MIB Mailand 22.307,28 -109,03 -0,5% +16,0% RTS Moskau 1.131,38 -2,87 -0,3% -1,8% OBX Oslo 719,23 -5,54 -0,8% +16,4% PX-GLOB Prag 1.415,06 -10,21 -0,7% +18,1% OMXS-30 Stockholm 1.595,44 -17,92 -1,1% +5,2% WIG-20 Warschau 2.394,67 -13,05 -0,5% +22,9% ATX Wien 3.314,61 -22,21 -0,7% +26,6% SMI Zürich 9.309,99 +21,07 +0,2% +13,3% DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:28 Di, 17:32 % YTD EUR/USD 1,1787 -0,39% 1,1833 1,1821 +12,1% EUR/JPY 132,39 -0,17% 132,61 133,36 +7,7% EUR/CHF 1,1678 +0,12% 1,1664 1,1671 +9,0% EUR/GBP 0,8815 -0,00% 0,8815 1,1379 +3,4% USD/JPY 112,30 +0,21% 112,06 112,81 -3,9% GBP/USD 1,3371 -0,39% 1,3424 1,3453 +8,4% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 56,17 57,62 -2,5% -1,45 -1,4% Brent/ICE 61,49 62,86 -2,2% -1,37 +4,9% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.264,13 1.266,52 -0,2% -2,39 +9,8% Silber (Spot) 15,97 16,10 -0,8% -0,13 +0,3% Platin (Spot) 902,45 919,09 -1,8% -16,64 -0,1% Kupfer-Future 2,94 2,92 +0,7% +0,02 +16,5% ===
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December 06, 2017 12:21 ET (17:21 GMT)
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