BERLIN (dpa-AFX) - Wirtschaftsverbände hoffen beim Ministertreffen der Welthandelsorganisation (WTO) in der kommenden Woche in Argentinien auf den Abbau von Handelshemmnissen im weltweiten Online-Handel. "Es gilt jetzt, die großen Potenziale des Internethandels zu heben", sagte Oliver Wieck, Generalsekretär der Internationalen Handelskammer (ICC) Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Die WTO-Ministerkonferenz könnte dafür die Tür öffnen."
Handelserleichterungen hätten auch Auswirkungen für Kunden: "Verbraucher könnten leichter Waren aus anderen Ländern bestellen, es gäbe bei einer Online-Bestellung einen globalen Standard, was beispielsweise den Datenschutz und die Verwendung der Daten betrifft." Außerdem würden Orders über das Internet schneller abgewickelt.
In Buenos Aires findet vom 10. bis 13. Dezember eine Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation statt, zu den wichtigsten Themen gehört der elektronische Handel.
Auch der Branchenverband Bitkom setzt auf Fortschritte. "Es geht um einen weiteren Abbau von Zöllen, um mehr Verbraucherschutz und Datensicherheit", sagte Julia Miosga, Bitkom-Bereichsleiterin Handel & Logistik. Dies würde den Zugang zum Internethandel gerade für kleinere und mittlere Firmen erleichtern und hätte positive Auswirkungen auch für Verbraucher. Waren aus dem Netz etwa aus Asien oder Afrika könnten leichter, schneller und günstiger gekauft werden.
Wieck sagte, beim Internethandel habe jedes Land bisher seine eigenen Regeln: "Beispielsweise wie E-Commerce besteuert werden muss, ob und wenn ja, welche Zölle erhoben werden, wie man mit den gesammelten Daten umgeht und wie es mit Datenschutz aussieht", so der ICC-Experte. "Das erschwert bisher den grenzüberschreitenden Handel nicht nur für kleinere und mittlere, sondern auch für große Unternehmen."
Es könnte in Buenos Aires zu Fortschritten kommen - wenn nicht auf multilateraler, dann auf plurilateraler Ebene. Das hieße, dass eine größere Anzahl von Ländern vorangehe. "Im Idealfall läuft das über die WTO, es ginge aber auch in einem anderen Umfeld", sagte Wieck. Wenn es nicht vorangehe, werde ein großes Potenzial des künftigen Handels nicht gehoben. "Dann regelt jedes Land den E-Commerce unterschiedlich und die aktuellen Hemmnisse bleiben bestehen."
Das WTO-Ministertreffen findet in unsicheren Zeiten statt. "Die größte Herausforderung sind der weltweit zunehmende Protektionismus sowie Handelsbeschränkungen jenseits der klassischen Beschränkungen wie Zölle", sagte Wieck. In den USA gebe es in der Handelspolitik Akzentverschiebungen, die stark zu Lasten der WTO gehen, aber auch zu neuen Prioritäten führen könnten. Es werde darauf ankommen, ob die EU, China und USA gemeinsame Interessen finden. Deutschland als Exportnation sei wie kein anderes Land auf offene Märkte angewiesen.
Die Internationale Handelskammer ICC sieht sich als weltweit größte Wirtschaftsorganisation. Zu den Mitgliedern des deutschen Komitees gehören international tätige deutsche Unternehmen, Industrie- und Handelskammern, Spitzen- und Branchenverbände./hoe/DP/zb
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