Nebenwerte werden aufgrund ihrer geringeren Größe und der hohen Aufmerksamkeit von Medien und Anlegern für die großen Blue Chips gerne einmal übersehen. Dabei können es Aktien aus dem MDAX, SDAX, TecDAX oder ganz allgemein aus dem Prime Standard nicht nur in Sachen Rendite mit den großen DAX-Konzernen aufnehmen.
Wenn sich zwei Otto Normalverbraucher über das Thema Börse unterhalten, geht es nicht selten um die Frage, ob einer für den anderen einen Geheimtipp aus dem Nebenwertebereich parat hat. In den meisten Fällen impliziert dies, dass es dem Suchenden nur um eine schnelle Rendite geht. Was jedoch passiert, wenn Anleger nur den Geheimtipps und vermeintlichen Überfliegern von morgen hinterherjagen, haben wir zur Jahrtausendwende gut sehen können. Unternehmen ohne ein nennenswertes Geschäftsmodell, Umsatz oder Gewinn wurden an der Börse dermaßen hochgejubelt, dass der Fall umso tiefer ausfiel, als die Dotcom-Blase platzte. Diese Übertreibungen haben nicht nur grundsoliden Nebenwerten, sondern dem Börsenplatz Deutschland insgesamt einen Bärendienst erwiesen. Inzwischen wird jedoch immer mehr Anlegern klar, dass auch in der zweiten und dritten Reihe enorme Renditechancen lauern und sie dabei in solide, nachhaltig wirtschaftende und wachstumsstarke Unternehmen investieren.
Man muss sich längst nicht mehr nur auf die bekannten Blue Chips konzentrieren. Dies ist nicht ganz einfach. Schließlich generieren sie deutlich mehr Nachrichten. Es kann passieren, dass sich Börsianer deshalb in erster Linie großen Blue Chips zuwenden. Dies ist zum Teil auch verständlich. Nicht nur aufgrund des großen Medieninteresses. Allerdings übersieht man auf diese Weise die Chancen, die in der zweiten und dritten Reihe lauern. Dabei winken bei Nebenwerten nicht selten deutlich höhere Renditen. Zumal das Generieren von Nachrichten und die schlichte Größe eines Unternehmens nicht notwendigerweise ein Qualitätsmerkmal in Sachen Rendite darstellen müssen. Aspekte wie Transparenz und Mitspracherechte sind ohnehin wichtiger. Darauf verweist Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) im Interview mit den Börsenbloggern. Als Negativbeispiel führt er Volkswagen (WKN: 766400 / ISIN: DE0007664005) und die Abgas-Affäre beim Wolfsburger Autobauer an.
Wichtige Kriterien. Zu den Nebenwerten können in Deutschland sämtliche Aktien abseits des Leitindex DAX (WKN: 846900 / ISIN: DE0008469008) gezählt werden. Dabei reicht das Börsenuniversum weit über die bekannten Aktienindizes DAX, MDAX (WKN: 846741 / ISIN: DE0008467416), SDAX (WKN: 965338 / ISIN: DE0009653386) und TecDAX (WKN: 720327 / ISIN: DE0007203275) hinaus. Im Börsensegment General Standard sind sämtliche an der Frankfurter Börse gelisteten Unternehmen des Regulierten Marktes zu finden, die die Zulassungskriterien für den Prime Standard nicht erfüllen. Um die Zulassung zum Regulierten Markt zu erhalten, müssen Unternehmen bestimmte Mindestanforderungen erfüllen. Dazu muss neben einem Jahresabschluss auch mindestens ein Zwischenbericht vorgelegt werden. Meistens nach sechs Monaten. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen dem Prime und General Standard ist die Ausrichtung von Unternehmen. Kleine und mittlere Unternehmen, die sich in erster Linie an inländische Investoren richten, begnügen sich häufig mit einer Zulassung zum General Standard. Die einzelnen Zugangsvoraussetzungen sowie die Folgepflichten sind im Börsengesetz, in der Börsenzulassungs-Verordnung sowie in der Börsenordnung für die Frankfurter Wertpapierbörse geregelt.
Für den Prime Standard, ebenfalls Teil des Regulierten Marktes, gelten strengere Zulassungspflichten. Da sich die Unternehmen im Prime Standard nicht nur an inländische Investoren, sondern auch an internationale Geldgeber richten, wird die Unternehmenskommunikation auch in englischer Sprache durchgeführt. Darüber hinaus können nur Unternehmen aus dem Prime Standard in die Auswahlindizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX aufgenommen werden. Teil von solchen Indizes zu sein, kann enorme Vorteile mit sich bringen. Schließlich orientieren sich viele klassische Aktienfonds ebenso an den wichtigsten Indizes, wie die zahlreichen Exchange Traded Funds (ETFs). Eine Indexaufnahme bedeutet dann automatisch, dass eine ETF-Aufnahme der Aktie erfolgt. Für die Indexaufnahme werden zusätzliche Kriterien zur Prime-Standard-Zugehörigkeit herangezogen. Dazu zählen in erster Linie die Marktkapitalisierung und der Orderbuchumsatz. Bei der Marktkapitalisierung ist wiederum der Streubesitz entscheidend.
Eine schrecklich nette Familie. Der Deutsche Aktienindex (DAX) ist der bekannteste Vertreter der so genannten DAX-Familie. Er ist auch gleich der älteste. Entwickelt von der Deutschen Wertpapierbörse und der Börsen-Zeitung, ging es am 1. Juli 1988 los. Heute bildet er die 30 größten und umsatzstärksten an der Frankfurter Wertpapierbörse im Prime Standard-Segment zugelassenen Unternehmen ab. Zweitjüngster Vertreter ist der MDAX, der Index für die mittelgroßen deutschen Werte. Am 1. Januar 1996 wurde er aufgelegt. Der Mid-Cap-DAX umfasst 50 Unternehmen, die der Größe nach auf die DAX-Konzerne folgen. Bis zum 23. März 2003 waren es sogar 70 Werte. Das Besondere dabei: Im MDAX sind hauptsächlich Vertreter der klassischen Branchen Pharma, Chemie, Maschinenbau und Finanzen zu finden. Es geht aber auch eine Nummer kleiner. Der am 21. Juni 1999 aufgelegte SDAX ist der führende deutsche Kleinwerteindex. Er umfasst ebenfalls 50 Werte.
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