FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Dass es der DAX am Freitag zwischenzeitlich über die 13.200 Punkte geschafft hat, kommt gut an. Rückenwind gibt es von Übersee. Die neue Woche steht ganz im Zeichen der Notenbanken.
11. Dezember 2017. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem DAX-Kurssprung am Freitag hoffen viele dann doch noch auf die zuvor schon abgeschriebene Jahresendrallye. "Zu den Gewinnen beigetragen haben günstige Konjunkturdaten aus China und Japan sowie die kurzfristige Abwendung eines ‚Government Shutdown' in den USA", erklärt Claudia Windt von der Helaba.
Begrüßt wurde an der Börse auch der erste Durchbruch bei den Brexit-Verhandlungen. Darüber hinaus haben die Fortschritte bei der Steuerreform in den USA den US-Dollar gestärkt und den Euro geschwächt, was Vorteile für Deutschlands Exporteure bringt. Der DAX schloss am Freitagabend bei 13.153,70 Punkten, deutlich oberhalb der 12.861 Zähler vom Freitag davor. Am Montagmorgen notiert der Index bei 13.651 Punkten nahezu unverändert. Die US-Börsen gingen mit leichten Gewinnen aus der Woche, blieben aber unter den zuvor erreichten Rekordständen.
Hoch könnte getestet werden
"Zahlreiche Stimmungsdaten nächste Woche sollten den breiten Optimismus zum Jahresende noch einmal bestätigen", meint Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck. Auf dieser Basis bleibe ein Test des DAX-Allzeithochs bei rund 13.500 Punkten von Anfang November noch vor Weihnachten realistisch. "Die Mischung aus gesunder konjunktureller Wachstumsdynamik und schwachen, relativ wenig schwankenden Inflationstrends ist eine gute Basis für den anhaltenden Bullenmarkt."
Weiter stützende Geldpolitik
Auch Andreas Hürkamp von der Commerzbank zeigt sich optimistisch: "Das Rekordhoch des ifo-Index, die hohe Bewertung der Aktienmärkte und das sorglose Anlegersentiment sind eigentlich Warnsignale", bemerkt der Analyst. Allerdings hätten die Notenbanken im Gegensatz zu früheren vergleichbaren Situationen bisher auf das starke Wachstum nicht mit einer deutlichen Anhebung der Leitzinsen reagiert. Die Geldpolitik gebe dem Aktienmarkt also weiter Rückenwind, so dass der DAX-Bullenmarkt sich 2018 bei wieder größeren Kursschwankungen fortsetzen dürfte. "Ende 2018 erwarten wir den DAX bei 14.000."
Charttechnik: DAX verspielt Chancen
Sein Kollege, Charttechniker Christoph Geyer, spricht beim DAX vom "Chancentod". "Fußballfans wissen wovon die Rede ist: Fast jeder Verein hatte schon solche Spieler, sie stehen alleine vor dem Tor und brauchen nur noch einzuschieben - und dann geht der Ball vorbei oder drüber." Bei der gegnerischen Mannschaft würden stattdessen aus Halbchancen Tore am Fließband produziert. "Der DAX hat die Chancen der letzten Wochen weder nach oben noch nach unten nutzen können, ganz anders als der US-Index." Zuletzt habe es am Freitag für den DAX eine große Chance gegeben, der aber verpasst wurde. "Somit bleibt der DAX zunächst in der Seitwärts-Range und muss warten, ob das Kaufsignal beim MACD-Indikator für einen neuen Aufwärtsimpuls ausreicht."
Hürden überwunden
Nach Ansicht von Christian Schmidt von der Helaba war es zumindest positiv, dass der DAX am Freitag über der 21- und der 55-Tagelinie schließen konnte. Auch die Mittellinie des Price-Range-Channels bei 13.044 Punkten sei überschritten worden, gleichzeitig habe sich der Index von der 144er-Regression bei 12.978 nach oben abgesetzt. Damit habe sich auch das Bild bei den Oszillatoren aufgehellt. "Einziger Wermutstropfen stellt die Tageskerze in Form eines ‚Gravestone Doji' dar", erklärt Schmidt. Das sei negativ einzuordnen, insbesondere, wenn darauf eine weitere Abwärtskerze zur Bestätigung folge. "Nicht allein deshalb versprechen die kommenden Handelstage spannend zu werden."
In dieser Woche richtet sich der Fokus auf die Notenbanken: Für Mittwoch wird fest davon ausgegangen, dass die US-Zentralbank die Zinsen abermals anheben wird, mit Neuigkeiten von der EZB-Sitzung am Donnerstag wird hingegen nicht gerechnet.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Mittwoch, 13. Dezember
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise November. Die Inflationsrate liegt seit Jahren hartnäckig unter dem Fed-Ziel von 2 Prozent, wie die Commerzbank bemerkt. Auch im November sei der unterliegende Preisdruck wohl moderat gewesen sein, auch wenn die Teuerungsrate insgesamt aufgrund höherer Benzinpreise wohl deutlich gestiegen sei.
20.00 Uhr. USA: Zinsentscheid der US-Notenbank. Am Markt wird fest mit einer Zinserhöhung auf 1,25 bis 1,50 Prozent gerechnet, es wäre die dritte in diesem Jahr. Interessanter ist der DekaBank zufolge der weitere Leitzinsausblick. Im September hätten sechs von sechszehn FOMC-Mitgliedern drei weitere Leitzinserhöhungen 2018 erwartet. Die Analysten halten es für unwahrscheinlich, dass sich bei diesem Medianwert etwas ändert. Noch spannender sei der Ausblick für 2019 und 2020.
Donnerstag, 14. Dezember
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Dezember. Die Commerzbank geht davon aus, dass die Einkaufsmanagerindizes ihre zuletzt erreichten hohen Werte weitgehend halten und damit für das vierte Quartal ein weiterhin kräftiges Wachstum signalisieren werden.
13.45 Uhr. Eurozone: Zinsentscheid der EZB. Nach der Verlängerung der Anleihekäufe bis mindestens September 2018 wird am Markt mit keiner Entscheidung gerechnet.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz November. Um die Realwirtschaft muss sich die Fed nach Ansicht der Commerzbank keine Sorgen machen. Die Einzelhandelsumsätze seien wohl im November nach einem relativ ruhigen Vormonat wieder kräftiger gestiegen. Die Analysten erwarten ein Plus um 0,3 Prozent gegenüber dem Oktober.
Freitag, 15. November
"Hexensabbat": Dreifacher Verfallstags an den Terminbörsen, der in der Regel mit höherer Volatilität einhergeht
von: Anna-Maria Borse 11. Dezember 2017, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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