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HSH Nordbank
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Meinung monthly: Ein guter Ausblick

"Die Weltwirtschaft dürfte 2018 mit einer ähnlich guten Rate wie in diesem Jahr expandieren", prognostiziert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der HSH Nordbank.

Das abgelaufene Jahr kann aus volkswirtschaftlicher Sicht ohne Zweifel als erfolgreich verbucht werden. Zu beobachten ist ein breit angelegter globaler Aufschwung. Die drei Lokomotiven der Weltwirtschaft, die USA, die Eurozone und China, stehen unter Dampf. Bei Deutschland sind gar Überhitzungserscheinungen festzustellen. Die Weltwirtschaft dürfte um rund 3,6 % gewachsen sein und im kommenden Jahr mit einer ähnlichen Rate expandieren.

Frankreichs neue Rolle in Europa

Ein spannendes Thema wird in den nächsten zwölf Monaten sein, inwieweit sich der französische Präsident Emmanuel Macron mit seinen Visionen für ein tiefer integriertes Europa wird durchsetzen können. Macron stellt der in diesen Zeiten um sich greifenden Idee, man müsse wieder nationale Souveränität erlangen, den Gedanken gegenüber, dass nur ein geeintes Europa sich global behaupten und seine Werte und Interessen durchsetzen könne. In diesem Geiste sind die verschiedenen Maßnahmen zu verstehen, die der französische Präsident anstrebt. Unter anderem ist hier die gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu erwähnen, ebenso wie die Schaffung eines europäischen Energiemarktes - etwa indem die nationalen Netze umfassend zusammengeschaltet werden - sowie eine gemeinsame Klimapolitik, die sich unter anderem in einem Mindestpreis für CO2-Zertifikate äußern soll. Als ein besonders wichtiges Thema definiert Macron die Digitalisierung. Die Stichworte hier sind der digitale Binnenmarkt und die Gründung einer Europäischen Agentur für "radikale neuartige Innovationen" sowie die Besteuerung der Unternehmen nach dem Ort, wo die Wertschöpfung entsteht. Ziel ist es hier, Steuervermeidungsstrategien der Digital-Giganten zu verhindern.

Für die größten Schlagzeilen hat sicherlich die Forderung Macrons nach einem gemeinsamen europäischen Haushalt gesorgt, der unter anderem dem Ziel der Konjunkturstabilisierung dienen und der von einem europäischen Finanzminister verwaltet werden soll. Auch die Idee einer Harmonisierung der Körperschaftssteuer innerhalb einer Spanne, beginnend mit Frankreich und Deutschland, scheint recht weit oben auf der Macron-Agenda zu stehen. Besonders strittig dürfte die von Frankreich angestrebte Angleichung der Sozialversicherungsstandards sein. Man muss davon ausgehen, dass Macron alles daran setzen wird, schon im kommenden Jahr intensiv diese Themen mit Deutschland und den anderen EU-Partnern zu verhandeln, um vor der Europa-Wahl im Jahr 2019 konkrete Fortschritte vorweisen zu können.

Inwieweit die Ambitionen Frankreichs durchsetzbar sind, wird u.a. von dem Ausgang der Verhandlungen über eine neue Regierung in Deutschland bestimmt werden. So viel kann man sagen: Eine Beteiligung der SPD an einer künftigen Regierung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Macrons Europa-Visionen in wichtigen Punkten vorankommen werden.

Nervosität durch Wahlen in Italien. Das vorläufige Ende des Katalonien-Konfliktes?

Für gewisse Nervosität dürften die Parlamentswahlen in Italien sorgen (spätester Termin: 20. Mai 2018). In den Umfragen liegt die linkspopulistische und Europa-kritische Fünf-Sterne-Bewegung vorne, die ihre Regierungsfähigkeit auf der nationalen Ebene noch unter Beweis stellen muss. Gleichzeitig hat auch der ehemalige Ministerpräsident Silvio Berlusconi seinen Hut wieder in den Ring geworfen. Für die dringend benötigten Reformen lässt dies nichts Gutes erwarten. Optimistischer sind wir hingegen in Bezug auf Spanien. Am 21. Dezember 2017 wird in Katalonien neu gewählt und wir gehen davon aus, dass die neue Regierung nicht mehr die Unabhängigkeit vom Rest Spaniens verfolgen wird und mit Madrid in Verhandlungen über den Länderfinanzausgleich eintreten wird. Das Thema Unabhängigkeit sollte dadurch an Brisanz verlieren.

Kommt doch noch ein weicher Brexit zustande?

Wie die Eurozone sich im kommenden Jahr entwickeln wird, hängt auch von dem weiteren Verlauf der Brexit-Verhandlungen ab. Nachdem die britische Regierung und die EU-Kommission die erste äußerst zäh verlaufende Verhandlungsphase zu einem Ende gebracht haben, wird man in 2018 endlich über die Frage debattieren, wie die künftige Zusammenarbeit insbesondere beim Handel mit Gütern und Dienstleistungen aussehen soll. Die Uneinigkeit in der britischen Regierung erschwert es, den endgültigen Ausgang der Verhandlungen abzuschätzen. Die Premierministerin Theresa May strebt offensichtlich eine Freihandelszone sowie eine zwei Jahre währende Übergangszeit an. Einige Regierungsmitglieder befürworten hingegen einen Vertrag, der weiterhin den Zugang zum Binnenmarkt erlaubt. Theoretisch ist es auch möglich, dass es bis März 2019 - dann sind die vertraglich vorgesehenen zwei Jahre Verhandlungszeit abgelaufen - keine Einigung gibt. Großbritannien würde dann automatisch aus der EU ausscheiden und müsste zunächst eine Vollmitgliedschaft bei der Welthandelsorganisation beantragen. Den Binnenmarktzugang würde das Land vollständig verlieren. Wir halten es für denkbar, dass in Großbritannien ein Stimmungsumschwung stattfindet - ausgelöst durch eine wirtschaftliche Abschwächung und Abwanderung von Unternehmen - und man doch einen weichen Brexit mit Binnenmarktzugang vereinbart.

Risiko Protektionismus, ausgehend von den USA

Jenseits des Atlantiks scheint Präsident Donald Trump seinen ersten großen Erfolg in Form einer größeren Steuerreform einzufahren - vorbehaltlich der endgültigen Abstimmung im Kongress. Nichtsdestotrotz dürfte es insbesondere im zweiten Halbjahr an der politischen Front zunehmend unruhig werden, da am 6. November Zwischenwahlen anstehen, bei denen das Abgeordnetenhaus komplett und der Senat zu einem Drittel neu gewählt werden.

Die Politik der amerikanischen Regierung wird auch global Spuren hinterlassen. Als größtes Risiko identifizieren wir dabei einen verstärkten Protektionismus. Derzeit befindet sich die USA mit Mexiko und Kanada in Nachverhandlungen für den 1994 abgeschlossenen Freihandelsvertrag Nafta. Zuletzt hat man vereinbart, bis zum ersten Quartal 2018 noch zu verhandeln. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass Nafta von den USA aufgekündigt wird. Dies hätte einen disruptiven Effekt, der unter anderem die Autoindustrie in Nordamerika treffen würde, aber darüber hinaus auch einen Rückschlag für den Freihandel allgemein bedeuten würde. In dieses Bild passt auch die Weigerung von Präsident Trump, Richter für das Berufungsorgan der Welthandelsorganisation nachzubesetzen, das in Streitschlichtungsverfahren eingesetzt wird. Das Berufungsorgan könnte dadurch in 2018 von sieben auf drei Richter schrumpfen und sich damit als handlungsunfähig erweisen. Auch wenn der Welthandel im Jahr 2017 kräftig expandiert hat, was sich in 2018 fortsetzen sollte, könnte die Regierung Trump schon im kommenden Jahr weiteren Sand ins Getriebe werfen, mit erheblichen Folgen für die nächsten Jahre.

Heiß laufende Unternehmensanleihemärkte und die Bitcoin-Euphorie

Risiken können auch von den in einigen Segmenten heiß gelaufenen Finanzmärkten ausgehen. Dazu zählt unter anderem der Markt für Unternehmensanleihen, die von Firmen emittiert werden, die im globalen Durchschnitt bonitätsseitig zunehmend schlechter dastehen, gleichzeitig aber in den Genuss von immer geringeren Risikoprämien für ihre Anleihen kommen. Da dieses Anleihesegment im Vergleich zu Staatsanleihen relativ illiquide ist, kann es hier zu größeren Preisverwerfungen und Turbulenzen kommen, sollten Anleger wieder verstärkt die Fundamentaldaten ins Visier werden. Letzteres könnte dann der Fall sein, wenn die Europäische Zentralbank Ende kommenden Jahres ihren Bestand an Unternehmensanleihen nicht weiter aufstockt und dem Markt daher die Unterstützung entzieht.

Im Zusammenhang mit möglichen Vermögenspreisblasen darf auch das Thema Bitcoin nicht fehlen. Diese Kryptowährung hat zeitweise einen Kursstand von 17.000 US-Dollar erreicht, nachdem sie vor wenigen Monaten noch mit etwa 2000 US-Dollar bewertet wurde. Den Kursanstieg ausschließlich mit Gier und Kaufpanik zu erklären, greift zu kurz. Es gibt im Zeitalter der Digitalisierung eine Nachfrage nach einer Währung, die es ermöglicht, ohne Intermediär Geld vom Käufer zum Verkäufer zu überweisen. Bitcoin ermöglicht genau dies. Selbst wenn der Kurs des Bitcoin im kommenden Jahr einbrechen sollte: Die Idee der Kryptowährung und die dahinter stehende Blockchain-Technologie werden sich über kurz oder lang durchsetzen.

Ein spannendes Jahr 2018 liegt vor uns. Nutzen Sie die Chancen und nehmen Sie die Herausforderungen an. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und bleiben Sie uns gewogen,

Ihr

Dr. Cyrus de la Rubia


Hier können Sie unsere "Finanzmarkttrends" mit aktuellen News und längerfristigen Ausblicken zu den Kapitalmärkten und weitere Research-Publikationen herunterladen.

© 2017 HSH Nordbank
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