Auf ihren Notenbanksitzungen verhalten sich Fed und EZB erwartungsgemäß und damit Finanzmarkt-schonend. Anlegerfreundlich fallen daneben auch die Ausblicke aus. Während sich die Fed nur auf den ersten Blick restriktiv zeigt, muss in Europa auch angesichts politischer Risiken wie den Nationalwahlen in Italien niemand Angst vor einer Zinswende der EZB haben.
Die Visionen der Fed machen Anlegern keine Angst
Die Fed hat auf ihrer letzten Sitzung 2017 eine weitere Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte auf 1,5 Prozent beschlossen. Dieser Zinsschritt war jedoch längst eingepreist. Eine Zinsbeibehaltung wäre eine große Überraschung gewesen.
Für die Finanzmärkte ungleich wichtiger ist die zukünftige Zinspolitik der Fed. Zwar hält sie an drei Zinssteigerungen 2018 weiter unverändert fest, wie auch an jeweils zwei Zinserhöhungen 2019 und 2020. Doch sind diese Prognosen nicht in Stein gemeißelt. Denn zunächst übernimmt mit Jerome Powell ein vom Habitus eher noch taubenhafterer Geldpolitiker als die derzeit amtierende Frau Yellen den Vorsitz der US-Notenbank. Überhaupt waren die letzten Jahre durch eine nur teilweise Ausschöpfung des von der Fed vorgegebenen Zinserhöhungspfads geprägt. Tatsächlich erwarten die Finanzmärkte für das nächste Jahr lediglich zwei Zinserhöhungen.
Geldpolitische Angst heißt heute, zu wenig Inflation zu haben
Diese softe Zinserhöhungseinschätzung der Anleger wird durch die nur leicht angehobenen Wachstumsprojektionen der Fed bestärkt: 2018 2,5 statt 2,1 Prozent; 2019 2,1 statt 2,0 Prozent und 2020 2,0 statt 1,8 Prozent. Offensichtlich billigt die US-Notenbank der geplanten US-Steuerreform konjunkturell abseits eines Einmal-Effekts im kommenden Jahr wenig nachhaltige Wirkung zu.
Von besonderem Gewicht ist, dass die Fed Ihren Inflationsausblick beibehält und insofern von im Vergleich unterdurchschnittlichen Preissteigerungsraten ausgeht: 2018 1,9 und 2019 sowie 2020 jeweils 2,0 Prozent. Das Inflationsziel der Fed von zwei Prozent wird also erst 2019 geradeso erreicht. Die Fed ist über die ausbleibende Inflationswirkung der US-Geldpolitik enttäuscht. Bereits seit April 2017 steckt der von der Citigroup veröffentlichte Inflation Surprise Index - er misst die positiven sowie negativen Abweichungen der tatsächlichen Inflationsdaten von den vorab getroffenen Einschätzungen der Analysten - in einer Inflations-Sackgasse fest. Die wettbewerbsstarke Weltwirtschaft, die Kostendruck mindert, eine zunehmende Digitalisierung, die gemäß Ersatz von Mensch durch Maschine Lohnkostendruck beschränkt und eine Begrenzung des Ölpreisanstiegs durch Fracking leisten ganze Arbeit bei der verhaltenen Inflationsentwicklung. Die Fed hat insgesamt keinen Anlass, zinspolitisch besonders restriktiv zu handeln.
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