Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Die "Steuerreform-Rally" hat sich auch zu Wochenbeginn an der Wall Street fortgesetzt. Sowohl der Dow-Jones-Index als auch der S&P-500 und der Nasdaq-Composite markierten neue Rekordstände. Der Dow-Jones-Index schloss bereits das 70. Mal in diesem Jahr auf einem neuen Allzeithoch. Der Nasdaq-Composite kletterte zudem erstmals über 7.000 Punkte. Bereits diese Woche könnte das zentrale Wahlversprechen von US-Präsident Donald Trump verabschiedet werden. Noch vor Weihnachten könnte Trump dann seine Unterschrift unter die Reform setzen.
Die Reform werde als "eine gute Sache für große Unternehmen und die Wirtschaft" wahrgenommen, sagte Alex Dryden von JP Morgan Asset & Wealth Management. "Sie ist wie eine Steroid-Spritze für den US-Markt", fügte er hinzu. So legten vor allem die Aktien der Unternehmen zu, die von der Steuerreform stark profitieren dürften. Unter anderem kletterte der Bankensektor im S&P-500 um 1,2 Prozent. Die Aktien von JP Morgan stiegen um 0,8 Prozent und Goldman Sachs verbesserten sich um 1,1 Prozent.
Einige Volkswirte bezweifelten allerdings, dass die geplanten Steuersenkungen das Wachstum der US-Wirtschaft stärker ankurbeln. Die Konjunktur wachse derzeit ohnehin weltweit, argumentierten sie. Das dürfte den Märkten auch weiterhin Auftrieb geben. "Es ist eine komplizierte Rechnung und sie könnte einige unfreiwillige Konsequenzen haben", sagte Investment-Stratege Dave Donabedian von CIBC Atlantic Trust Private Wealth Management mit Blick auf die Steuerreform.
Der Dow-Jones-Index stieg um 0,6 Prozent auf 24.792 Punkte. Das neue Rekordhoch liegt bei 24.876 Punkten, womit die Marke von 25.000 Punkten in greifbare Nähe rückte. Der S&P-500 zeigte sich mit einem Aufschlag von 0,5 Prozent auf 2.690 Punkte, und der Nasdaq-Composite verbesserte sich um 0,8 Prozent auf 6.995 Punkte. Hier liegt das neue Allzeithoch bei 7.004 Punkten. Das Umsatzvolumen lag bei 919 Millionen Aktien, nachdem es am Freitag wegen des Großen Verfalls auf 2,4 Milliarden hochgeschnellt war. Den 2.120 (2.057) Kursgewinnern standen 875 (927) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 102 (109) Titel.
"Merger Monday" - Übernahmen dominieren die Nachrichtenlage
Wichtige Konjunkturdaten oder Unternehmenstermine standen zu Wochenbeginn nicht auf der Agenda. Allerdings zogen einige Übernahmen das Interesse der Investoren auf sich. Oracle kauft für 1,2 Milliarden Dollar Aconex, einen australischen Anbieter von Projektmanagement-Software, und Humana verhandelt mit zwei Private-Equity-Gesellschaften über den Kauf des Pflegedienstleisters Kindred Healthcare. Oracle gaben um 1,2 Prozent nach. Humana reduzierten sich um 2,9 Prozent. Kindred legten dagegen um 10,5 Prozent zu.
Auch in der Lebensmittelbranche gab es Bewegung: Der Suppenkonzern Campbell übernimmt Snyder's-Lance, einen Hersteller von Snacks, für 4,9 Milliarden Dollar bzw 50 Dollar je Aktie. In der Folge stieg die Snyder's-Aktie um 6,9 Prozent auf 50,04 Dollar, Campbell erhöhten sich um 0,1 Prozent. Ferner wird Hershey den Süßwaren- und Snackhersteller Amplify Snack Brands für 1,6 Milliarden Dollar bzw 12 Dollar je Aktie kaufen. Die Amplify-Aktie war zunächst vom Handel ausgesetzt und schoss dann um 71,6 Prozent auf 12,01 Dollar in die Höhe.
Die Aktie des Netzwerkunternehmens Akamai profitierte vom Einstieg des aktivistischen Fonds Elliott und legte um 13,7 Prozent zu.
Berkshire-Hathaway-Aktie erstmals über 300.000 Dollar
Die A-Aktie von Berkshire Hathaway kletterte im Verlauf erstmals über die Marke von 300.000 Dollar. Die Papiere des Unternehmens von Star-Investor Warren Buffett haben in diesem Jahr um 23 Prozent zugelegt und in den vergangenen Wochen ebenfalls von der Aussicht auf eine Verabschiedung der US-Steuerreform profitiert. Berkshire generiert den Großteil seines Umsatzes in den USA und dürfte daher ein großer Profiteur von sinkenden Unternehmenssteuern sein, hieß es. Die Aktie legte um 1,0 Prozent auf 299.360 Dollar zu.
Für die Aktie von Advanced Micro Devices (AMD) ging es nach einer Hochstufung durch Macquarie Research um 6,7 Prozent auf 10,98 Dollar nach oben. Die Analysten haben die Papiere auf "Neutral" von "Underperform" angehoben und das Kursziel um einen Dollar auf 11 Dollar erhöht. Ein positiver Kommentar der Analysten von JP Morgan verhalf der Twitter-Aktie zu einem Plus von 11 Prozent. JP Morgan hat Twitter auf "Buy" von "Neutral" hochgestuft.
Gesucht waren auch die Technologiewerte. Die Aktien von Intel waren mit einem Aufschlag von 3,9 Prozent der größte Gewinner im Dow-Jones-Index. Der Halbleiter-Sektor im S&P-500 war mit einem Aufschlag von 2,4 Prozent größter Gewinner. Apple legten um 1,4 Prozent zu.
US-Anleihen mit Abgaben - Dollar kommt leicht zurück
Staatsanleihen waren bei den risikofreudigeren Anlegern dagegen nicht gefragt. Sinkende Kurse sorgten für einen Anstieg der Rendite zehnjähriger Papiere um 4 Basispunkte auf 2,39 Prozent. Die Erwartung einer zeitnahen Verabschiedung der US-Steuerreform und damit ein sich abzeichnendes Ende der Unsicherheiten drückte auf das Sentiment.
Am Devisenmarkt holte der Dollar, der zum Wochenausklang von Spekulationen um die Steuerreform profitiert hatte, seine zwischenzeitlichen Verluste größtenteils wieder auf. Im Tageshoch hatte der Euro schon bei 1,1834 Dollar gelegen. Im späten US-Handel notierte er bei 1,1781 Dollar.
Nur wenige Wochen nach der Veröffentlichung des Devisen-Ausblicks für 2018 haben die Analysten von JP Morgan ihre Prognose für den Dollar angepasst. Ursprünglich hatten die Experten mit einem weiter steigenden Greenback gerechnet, doch nun gehen die Analysten davon aus, dass die US-Devise "nach der Verabschiedung der US-Steuerreform von den vier für 2018 erwarteten Zinserhöhungen in den USA nur schwerlich profitieren dürfte". Die von JP Morgan erwartete Anzahl der Zinserhöhungen liegt über der Marktprognose von drei weiteren Zinsschritten im kommenden Jahr. Der Dollar sei nach der Zinserhöhung der US-Notenbank in der vergangenen Woche leicht unter Druck gekommen. Ein Zeichen, dass "Zinserhöhungen immer weniger relevant für den Dollar werden", so die Analysten.
Vom wieder nachgebenden Dollar profitierte der Goldpreis, der zum US-Settlement um 0,6 Prozent auf 1.266 Dollar zulegte. In der vergangenen Woche war der Preis für die Feinunze im Vorfeld der neuerlichen Anhebung der Zinsen durch die US-Notenbank auf den tiefsten Stand seit Juli gefallen. Jedoch habe sich an den fundamentalen Rahmenbedingungen, mit der Erwartung weiterer Zinserhöhungen im kommenden Jahr, nichts geändert, hieß es. "Es ist nur der Dollar, der den Goldpreis stützt", so Walter Pehowich von Dillon Gage Metals.
Der WTI-Ölpreis zeigte sich volatil. Zwischenzeitliche Gewinne wurden mit Berichten über einen bevorstehenden Streik nigerianischer Ölarbeiter begründet. Doch im Verlauf gab es dann Meldungen lokaler Medien, wonach der Streik abgesagt ist. Vor diesem Hintergrund rutschte WTI wieder ins Minus. Händler sprachen von einem bereits dünnen Handel im Zuge der nahenden Weihnachtsfeiertage. Daher sollten Bewegungen nicht überbewertet werden. Der Preis für ein Barrel US-Rohöl der Sorte WTI fiel zum US-Settlement um 0,2 Prozent auf 57,16 Dollar. Für Brent ging es dagegen um 0,3 Prozent auf 63,41 Dollar nach oben.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 24.792,20 0,57 140,46 25,45 S&P-500 2.690,16 0,54 14,35 20,16 Nasdaq-Comp. 6.994,76 0,84 58,18 29,94 Nasdaq-100 6.513,27 0,73 46,95 33,92 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 1,83 -0,8 1,84 62,6 5 Jahre 2,17 1,2 2,16 24,3 7 Jahre 2,30 2,3 2,28 5,7 10 Jahre 2,39 3,6 2,36 -5,2 30 Jahre 2,74 5,4 2,69 -32,6 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:52 Fr, 17.16 Uhr % YTD EUR/USD 1,1781 -0,10% 1,1793 1,1770 +12,0% EUR/JPY 132,61 +0,22% 132,32 132,57 +7,9% EUR/CHF 1,1613 -0,36% 1,1655 1,1670 +8,4% EUR/GBP 0,8804 +0,25% 0,8781 1,1322 +3,3% USD/JPY 112,57 +0,35% 112,18 112,63 -3,7% GBP/USD 1,3383 -0,38% 1,3434 1,3325 +8,5% Bitcoin BTC/USD 18.596,16 -3,19% 17.256,95 16.306,87 1.847,87 ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 57,15 57,3 -0,3% -0,15 +0,3% Brent/ICE 63,34 63,23 +0,2% 0,11 +8,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.261,64 1.255,19 +0,5% +6,45 +9,6% Silber (Spot) 16,13 16,05 +0,5% +0,08 +1,3% Platin (Spot) 911,05 894,20 +1,9% +16,85 +0,8% Kupfer-Future 3,12 3,11 +0,4% +0,01 +23,6% ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/ros
(END) Dow Jones Newswires
December 18, 2017 16:27 ET (21:27 GMT)
Copyright (c) 2017 Dow Jones & Company, Inc.
