FRANKFURT (Dow Jones)--Für deutliche Verluste bei deutschen Aktien haben am Mittwoch kräftige Zinsanstiege in den USA und Europa und der zwischenzeitliche Sprung des Euro über 1,19 Dollar gesorgt. Das Kursplus vom Montag löste sich damit in Luft auf. Selbst die psychologisch so wichtige 13.000er-Marke im DAX konnte nur noch knapp verteidigt werden. "Damit dürfte die zu Wochenbeginn gestartete Weihnachtsrally für beendet erklärt werden", stellte Jochen Stanzl von CMC Markets fest.
Als ein Auslöser für den Zinssprung wurde die Befürchtung eines Heißlaufens des US-Immobilienmarktes genannt, der die Zinsen noch weiter und vor allem stärker als bislang eingepreist nach oben treiben dürfte. Steigende Zinsen drücken auf die Aktienbewertung und damit auch auf die Kurse. In den USA waren die Verkäufe bestehender Häuser um 5,6 Prozent im November nach oben gesprungen. Damit beschleunigten sie ihren Anstieg um das Doppelte zum Vormonat und erreichten ein neues 11-Jahres-Hoch.
Ferner kamen Sorgen mit Blick auf die US-Steuerreform auf, was die Börsen zusätzlich belastete. Ihr Inkrafttreten könnte sich verzögern, US-Präsident Trump werde das Gesetz möglicherweise erst im Januar unterzeichnen, hieß es aus Washington. Der DAX fiel um 1,1 Prozent auf 13.069 Punkte.
Der Euro erreichte in der Spitze 1,1903 Dollar und ging am Abend bei 1,1881 Dollar aus dem europäischen Handel. Auf der Zinsseite sprangen die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf 0,404 Prozent.
Im DAX setzte der Zinsanstieg den Blue-Chips aus allen Branchen gleichermaßen zu. Hauptverlierer waren SAP mit 2,1 Prozent Minus, aber auch bei Henkel, Allianz und VW waren die Abgaben kaum geringer. Mit einem kleinen Plus von 0,2 Prozent ragten dagegen Prosieben hervor.
Stada im MDAX sprangen um 8,4 Prozent. Um die nötigen Stimmen für einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit den Mehrheitseigentümern Bain und Cinven zu bekommen, zahlen diese eine kräftige Ausgleichszahlung. Den Minderheitsaktionären um den aktivistischen US-Investor Paul Singer werden nun 74,40 Euro je Aktie geboten, beim Übernahmeangebot waren es nur 66,25 Euro.
Bei Steinhoff setzte sich die Krise ungebremst fort, die Aktien brachen weitere 35 Prozent ein. Das mit Spannung erwartete Treffen mit den Kreditgebern am Vortag hatte nicht zum erhofften Befreiungsschlag geführt. Stattdessen wurde an der Börse sogar befürchtet, dass die Banken ihre Kreditlinien kündigen könnten.
Mit Überraschung wurde die sofortige Entlassung des Innogy-Vorstandsvorsitzenden Peter Terium aufgenommen. Die RWE-Ökostromtochter musste vor kurzem wegen andauernder Probleme der britischen Tochter Npower die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr kassieren. Innogy fielen um 1 Prozent, RWE um 0,7 Prozent.
Die Titel des Autozulieferers Elringklinger waren kräftig gesucht dank einer Kaufempfehlung vom Nebenwertespezialisten Hauck & Aufhäuser. Die Aktien sprangen trotz des negativen Umfelds um 8,4 Prozent. Auch beim Motorenhersteller Deutz ging es im Fahrwasser um 4,3 Prozent nach oben, Hella stiegen um 3 Prozent.
Von massiven Gewinnmitnahmen von 13,4 Prozent sprachen Händler bei Basler. Denn die Aktie hatte binnen einer Woche um mehr als das Doppelte zugelegt.
Umgesetzt wurden im Xetra-Handel bei den DAX-Werten rund 82,1 (Vortag: 75,9) Millionen Aktien im Wert von rund 3,40 (Vortag: 2,90) Milliarden Euro.
INDEX zuletzt +/- % +/- % YTD DAX 13.069,17 -1,11% +13,83% DAX-Future 13.057,00 -1,22% +14,15% XDAX 13.061,47 -1,34% +14,10% MDAX 26.164,58 -0,77% +17,92% TecDAX 2.531,45 -1,18% +39,73% SDAX 11.826,59 -0,35% +24,24% zuletzt +/- Ticks Bund-Future 161,88 -61
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December 20, 2017 11:58 ET (16:58 GMT)
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