Wie bei der Papstwahl wird auch in Berlin früher oder später weißer Rauch aufsteigen. Angela Merkels GroKo 2.0 wird schon deshalb kommen, weil alle Parteivorsitzenden von CDU, CSU und SPD nach ihren hundsmiserablen Wahlergebnissen, dem Scheitern von Jamaika und der Wankelmütigkeit Pro- oder No-GroKo angeschlagen sind. Um keinen politisch unschönen Abgang zu riskieren, werden sie ihre letzte Chance nutzen, um nicht zu frühzeitig ihren Hobbies nachzugehen. Herr Schulz müsste sich dem Fußball widmen, Frau Merkel schreibt Kochbücher und Herr Seehofer vertreibt sich die Zeit mit seiner Modell-Eisenbahn. Die gute Nachricht zuerst: Deutschland bekommt wieder eine ordentliche Regierung. Wir werden nicht zu einer Bananenrepublik.
GroKo als Kuschelkoalition?
Theoretisch könnte eine GroKo viel für den Gemeinnutz tun. Allerdings, was hat denn die letzte im Parlament wirklich große GroKo praktisch erreicht? Ihre Reformen sind so wenig großartig wie der aktuelle Tabellenplatz des 1. FC Köln. Und was kann dann überhaupt eine nur noch "Kleine Große Koalition" erreichen, deren Politiker zum eigenen politischen Überleben keine großen Risiken mehr eingehen wollen?
Tatsächlich ist die Versuchung der GroKo riesengroß, die aktuelle Sonnenseite der deutschen Konjunktur als willkommenes Alibi für die Fortsetzung des Reformmüßiggangs zu missbrauchen. Warum für Bewegung sorgen, wenn es sich schon bewegt? Bloß keinen Reformstress unter GroKo 2.0 produzieren, die noch weniger Liebesbeziehung sein wird als die GroKo 1.0. Man ist gezwungen, sich verbalerotisch lieb zu haben, um das unkalkulierbare Wagnis Neuwahlen zu umgehen. Da liegt es nahe, sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen, damit Ruhe im Berliner GroKo-Karton herrscht. Wie in einer guten Vernunftsehe wird Geld der Friedensstifter sein. Immerhin ist der Finanzspielraum zum Verteilen groß. Mit mindestens 45 Mrd. Euro werden alle Beziehungsprobleme zugeschüttet. So eine Politik erinnert mich an Eltern, die ihre schwierige Tochter bzw. ihren problematischen Sohn mit einer gehörigen Mitgift dennoch unter die Haube bringen wollen.
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