Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT/BERLIN (Dow Jones)--Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank hat in Berlin die Notwendigkeit einer schnellen Regierungsbildung bekräftigt. Bisher habe das Land das zähe Ringen zwar noch verkraftet, "früher oder später werden zu viele politische Fragezeichen aber Unternehmen zögern lassen, wenn es um langfristige Investitionen geht", sagte John Cryan beim Hauptstadtempfang der Deutschen Bank.
"Politische Unsicherheit oder die Unberechenbarkeit der Politik ist im Moment weltweit das Thema überhaupt", sagte Cryan. Deutschland erlaube sich ausgerechnet zu einer Zeit ein politisches Vakuum, in denen es an großen Risiken nicht mangele. Er nannte beispielhaft die Konflikte im Nahen Osten und die zu Ende gehende Zeit des ultrabilligen Geldes in Europa.
Eine neue stabile Regierung müsse vor allem das Thema Europa angehen und auf die Reformvorschläge des französischen Präsidenten Emmanuel Macron eingehen. "Sonst werden andere das Drehbuch schreiben. Wir sehen ja gerade in Osteuropa Kräfte, die ein ganz anderes Verständnis von Europas Rolle haben", sagte Cryan.
Der Manager mahnte zudem eine stärkere Integration des europäischen Finanzmarktes an. "Die Bankenunion war richtig und wichtig. Nun dürfen wir nicht auf halber Strecke stehen bleiben, sondern müssen die Kapitalmarktunion folgen lassen", so Cryan. Dazu gehörten auch starke europäische Banken, sagte er und meint dabei sein eigenes Institut.
Kritik am Geschäftsmodell der Deutschen Bank wies er von sich. "Wir sind davon überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir werden ihn konsequent weitergehen." Nach Verbesserung der Kontrollsysteme und Abbau von Rechtsrisiken sowie der Neusortierung der Geschäftsbereiche wolle die Bank wieder wachsen. Dafür brauche es ein starkes Europa mit einem starken Finanzmarkt.
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January 18, 2018 12:36 ET (17:36 GMT)
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