Von Christian Grimm
BERLIN/BONN (Dow Jones)--Der Vorsitzende der SPD-Parteijugend Jusos, Kevin Kühnert, hat SPD-Chef Martin Schulz auf dem Sonderparteitag schwer angegriffen. Kühnert rief die in Bonn versammelten 600 Delegierten auf, gegen einen Einstieg in Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU zu stimmen.
Er begründete dies mit Führungswirrwarr, Vertrauensverlust und "wahnwitzigen Wendungen" der Parteispitze in den vergangenen Monaten seit der Wahl. Die "immense Vertrauenskrise" innerhalb der SPD "fällt nicht vom Himmel", sagte Kühnert in seinem kurzen Redebeitrag. Er legte nach und warf Schulz Führungsschwäche vor, weil er am Morgen nach den Sondierungen mit der Union von einem hervorragenden Ergebnis sprach, in den Tagen danach aber Nachforderungen laut geworden waren.
Der Juso-Vorsitzende kreidete ihm außerdem, dass nicht klar geworden sei, wie der versprochene "Bruch mit dem "Weiter so" konkret aussehen soll. "Das knabbert an der Glaubwürdigkeit", meinte der 28-Jährige in seiner sachlich vorgetragenen Ansprache, für die er stellenweise Jubel erntete. In den vergangenen Tagen mauserte er sich zu Schulz' Hauptgegner und dem Gesicht der GroKo-Gegner bei den Genossen.
Er rief die versammelten Mitglieder dazu auf, keine Angst vor einem "Nein" zu haben. Die große Koalition "ist die Endlosschleife, in der wir seit so vielen Jahren drin sind und die muss durchbrochen werden", appellierte er.
Parteichef Schulz hatte zuvor die Erfolge aus den Sondierungen herausgestellt. "Es geht in diesen Tagen um viel", mahnte er die Delegierten. Es wäre "fahrlässig", die Chancen für mehr soziale Gleichheit und einen Neuanfang für Europa wegzuwerfen. Vor der Abstimmung am Nachmittag ist unklar, wie sich die SPD letztlich entscheiden wird.
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January 21, 2018 07:44 ET (12:44 GMT)
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