Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Turbulenzen an den Aktienmärkten sind noch nicht zu Ende. Zwar wird die hohe Volatilität - also die Schwankungsanfälligkeit - die Kurse auch wieder einmal stark nach oben treiben. Wann das der Fall sein wird, ist aber noch schwer zu sagen. Der Startschuss könnte am Mittwochnachmittag fallen. Er könnte aber auch nach hinten losgehen.
Die Märkte befürchten, dass die US-Notenbank von Normalisierung auf Inflationsbekämpfung umschalten muss. Damit fehlt der entscheidende Stabilsierungsfaktor der vergangenen Jahre: der so genannte Notenbank-Put. Die Anleger haben sich lange Zeit darauf verlassen, die Notenbanken würden fallenden Kursen schnell entgegenwirken. Das war der Put im Portfolio, der den Kauf tatsächlicher Puts unnötig machte.
Mit dem Wegfall des Notenbank-Puts stehen nun die Anleihenzinsen und damit die Inflationsraten im Zentrum der Überlegungen. Deshalb ist der Mittwochnachmittag der Dreh- und Angelpunkt für die Börsen in der kommenden Woche. Denn dann wird die US-Inflationsrate für Januar veröffentlicht.
Erwartet wird ein Preisanstieg um 0,3 Prozent im Monatsvergleich, nach 0,1 Prozent im Dezember. Die Jahresinflationsrate soll allerdings auf 1,9 Prozent zurückgehen von 2,1 Prozent. Und die wichtige Kernrate ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise soll auf 1,7 von 1,8 Prozent gesunken sein und im Monatsvergleich auf 0,2 von 0,3 Prozent.
Sollten die Schätzungen nicht übertroffen oder gar unterschritten werden, ist ein starker Aufwärtsschub an den Märkten möglich. Die Zinsängste dürften dann erst einmal abflauen. Ein unerwartet starker Inflationsschub könnte dagegen eine weitere Panik-Attacke einleuten, die dann aber die Korrektur auch abschließen oder zumindest für einige Zeit unterbrechen sollte.
Günstiges Umfeld macht Baisse-Jahr unwahrscheinlich
Denn Panik war schon immer ein schlechter Ratgeber an den Börsen. Die Konjunktur läuft gut und die Unternehmensgewinne wachsen. Der DAX ist mit einem KGV von 12 günstig bewertet und der US-Markt ist zumindest nicht mehr so teuer wie zu den Höchstständen. Die Credit-Spreads bleiben eng und die Notenbanken in Tokio und Frankfurt sorgen dafür, dass der Liquiditätsentzug der US-Notenbank zunächst mehr als ausgeglichen wird. Damit ist trotz der Zinsssorgen eher ein holpriges Jahr an den Börsen zu erwarten als ein klassisches Baisse-Jahr. Irgendwann werden die großen Indizes ihre Tiefs ausbilden und dann vermutlich zwischen diesen Tiefs und ihren Jahreshochs hin- und herpendeln.
Impulse werden in der kommenden Woche weiter von der Berichtssaison erwartet, aus dem DAX legen Thyssenkrupp und Allianz die Ergebnisse auf den Tisch. Aus Deutschland und der Eurozone kommen Daten zum Wirtschaftswachstum. Und in den USA stehen neben der Preisentwicklung der Konjunkturindex der Notenbankfiliale in Philadelphia, die Industrieproduktion, Einzelhandelsumätze und das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan im Blick.
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February 09, 2018 04:27 ET (09:27 GMT)
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