Von Nektaria Stamouli und Noemie Bisserbe
ATHEN (Dow Jones)--Der Schweizer Pharmakonzern Novartis ist in Griechenland in das Visier der Ermittler geraten. Hintergrund sind Vorwürfe wegen der angeblichen Bestechung von Beamten und Ärzten, um Arzneimittelpreise festzusetzen und Verkäufe an öffentliche Krankenhäuser zu steigern. Die griechische Staatsanwaltschaft hat dem Parlament einen Bericht übermittelt, in dem behauptet wird, dass Novartis dutzende Millionen Euro an Bestechungsgeldern an Ärzte und Politiker gezahlt haben soll, um den Preis für ihre Medikamente deutlich höher festzusetzen. Laut dem Bericht soll die illegale Vereinbarung den griechischen Staat Milliarden Euro gekostet haben.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft konzentrieren sich die Vorwürfe auf einen Zeitraum zwischen 2006 und 2015, in dem Griechenland unter einer strengen Kontrolle seiner internationalen Gläubiger stand.
Ein Novartis-Sprecher sagte: "Sollte sich ein Fehlverhalten herausstellen, werden wir schnell und entschlossen handeln und alles in unserer Macht stehende tun, um künftiges Fehlverhalten zu verhindern". Er fügte hinzu, dass das Unternehmen seit mehr als einem Jahr mit den griechischen Behörden zusammenarbeite. Weder Novartis noch einer ihrer derzeitigen Mitarbeiter seien bisher angeklagt worden, so das Unternehmen, das auch eine eigene interne Untersuchung durchführt.
Die griechische Staatsanwaltschaft hat zehn Beamte ermittelt, die in den Skandal verwickelt sein sollen. Darunter befinden sich die ehemaligen Premierminister Antonis Samaras und Panagiotis Pikrammenos, sowie Dimitris Avramopoulos, der derzeitige Migrationsbeauftragte der Europäischen Union. Alle Beschuldigten bestritten jegliches Fehlverhalten.
Der Fall wurde von der griechischen Staatsanwaltschaft Anfang vergangener Woche dem Parlament vorgelegt. Dieses wird nun darüber entscheiden, ob die Immunität der Politiker aufgehoben werden soll, damit sie strafrechtlich verfolgt werden können.
Im Oktober 2015 hatte sich Novartis dazu bereit erklärt, im Rahmen eines Vergleichs mit dem US-Justizministerium 390 Millionen Dollar zu zahlen. Hier ging es um Vorwürfe, dass das Unternehmen Spezialapotheken dazu veranlasst habe, die Verschreibungen für Medikamente von Novartis durch Schmiergelder in Form von Rabatten zu erhöhen.
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February 11, 2018 08:12 ET (13:12 GMT)
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