Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das Beteiligungskapital in Deutschland hat nach Angaben des Branchenverbandes BVK vergangenes Jahr ein Rekordniveau erreicht. "Der deutsche Beteiligungskapitalmarkt hat ein Rekordjahr hinter sich", erklärte BVK-Vorstandssprecher Joachim von Ribbentrop bei einer Pressekonferenz zur vorläufigen Statistik für den deutschen Private-Equity-Markt im Jahr 2017. Insgesamt seien 11,3 Milliarden Euro von Beteiligungsgesellschaften in rund 1.100 Unternehmen investiert worden - nach 6,77 Milliarden Euro im Vorjahr.
Für dieses Jahr zeigte sich der Verband allerdings verhaltener. "Es wird schwer, dieses auch von Einmaleffekten getragene Investitionsergebnis 2018 wiederholen zu können", sagte das Geschäftsführende BVK-Vorstandsmitglied Ulrike Hinrichs. Bei stabilen konjunkturellen und politischen Rahmenbedingungen sei aber von einem "weiterhin lebhaften Geschäft" auszugehen. "Aktuell gibt es keine Anzeichen, weshalb das laufende Jahr nicht wieder erfolgreich für unsere Branche werden sollte."
Insbesondere im Buy-Out-Segment sei 2017 substantiell mehr investiert worden als im Vorjahr, erklärte von Ribbentrop. Die Buy-Out-Investitionen stiegen laut Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) auf 8,94 Milliarden Euro von 5,02 Milliarden im Vorjahr. Besonders dazu beigetragen hätten wieder einige sehr große Transaktionen - herausragend die Übernahmen von Stada und Ceramtec.
Zahl der Buy-Outs gestiegen
Neben den öffentlich besonders beachteten Milliarden-Transaktionen habe man auch ein lebhaftes Geschäft bei kleinen und mittelgroßen Transaktionen gesehen. "Private Equity ist im Mittelstand weithin akzeptiert", sagte von Ribbentrop. Die Zahl der Buy-Outs sei von 119 auf 150 gestiegen. Auch bei den mittelstandsorientierten Minderheitsbeteiligungen (Wachstums-, Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) wurden die Investitionen gesteigert. Bedingt durch einige große Investments erhöhten sie sich laut BVK auf 1,33 Milliarden Euro von 690 Millionen im Jahr 2016.
Im Bereich Venture Capital lagen die Investitionen mit 1,05 Milliarden Euro etwas unter dem Niveau von 2016, als laut dem Verband mit 1,06 Milliarden der höchste Wert seit 2008 erreicht worden war. Finanziert worden seien 600 Startups, die damit erneut mehr als die Hälfte aller im letzten Jahr finanzierten Unternehmen ausgemacht hätten.
Die gemeinsamen Bemühungen der Branche und der Politik trügen Früchte, es sei aber nach wie vor notwendig, mehr Kapital für die Gründungsfinanzierung und das weitere Wachstum junger Unternehmen in Deutschland zu mobilisieren, betonte die BVK-Vorstandssprecherin für den Venture-Capital-Bereich, Regina Hodits. "Wir sind optimistisch, dass auch die neue Bundesregierung diesem Thema die notwendige Bedeutung beimisst", erklärte sie.
Mit 2,98 Milliarden Euro neuem Fondskapital hätten die deutschen Gesellschaften praktisch dieselbe Summe eingesammelt wie 2016 mit 2,93 Milliarden. "Die Fonds profitieren aktuell von einem sehr großen Interesse institutioneller Investoren an alternativen Anlagen wie etwa Private Equity", sagte Hodits. Auf Venture-Capital-Fonds entfielen laut BVK 1,49 Milliarden Euro des Fundraisings und damit etwas mehr als 2016. Buy-Out- und andere Fonds mit Fokus auf reifere Unternehmen seien mit ebenfalls 1,49 Milliarden hingegen knapp unter dem Vorjahresergebnis geblieben.
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February 26, 2018 04:45 ET (09:45 GMT)
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