BERLIN (Dow Jones)--Deutschland steht trotz der eskalierenden Gas-Streitigkeiten zwischen Russland und der Ukraine weiter hinter dem Bau der Gasröhre Nord Stream 2. "An der Position der Bundesregierung hat sich bei diesem Themenkomplex nichts geändert. Wir stehen weiter hinter dem Projekt", erklärte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Berlin.
Allerdings sei die Bundesregierung irritiert und besorgt wegen der Ankündigung des staatlichen russischen Energieriesen Gazprom, kein Gas mehr an das Nachbarland zu liefern. Die Meldung darüber habe in Deutschland und bei der EU-Kommission "Irritationen ausgelöst", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Die Bundesregierung hat diese Berichte mit Sorge zur Kenntnis genommen", erklärte er weiter. Er rief beide Seiten auf, das ergangene Urteil eines Stockholmer Schiedsgerichts umzusetzen.
Die schwedischen Richter hatten Gazprom vergangene Woche nach jahrelangem juristischen Tauziehen zur Zahlung von 2,5 Milliarden Dollar an den ukrainischen Versorger Naftogaz verdonnert. Als Reaktion dreht der Kreml nun den Gashahn zu.
Die Ukraine hat seit mehr als zwei Jahren kein russisches Gas mehr erhalten, erwartete aber, dass die Lieferungen in diesem Monat wieder aufgenommen werden. Die Regierung ordnete daraufhin am Freitag an, Kindergärten, Schulen und Universitäten zu schließen. Wegen des frostigen Winters verheizt die Ukraine derzeit viel Gas.
Bei den Pipelinegegnern verstärkt der Schritt Moskaus die Befürchtungen, dass der Kreml die Ukraine als Transitland für den Brennstoff ausschalten will. Die Durchleitung beschert der Ukraine jedes Jahr dringend benötigte Einnahmen von rund 2 Milliarden Dollar. Es müsse sichergestellt werden, dass "die Ukraine weiterhin eine Rolle als Transitland spielt", forderte Seibert.
An der Finanzierung der rund 10 Milliarden teuren Leitung unter der Ostsee sind auch die deutschen Unternehmen Wintershall und Uniper beteiligt, die jeweils 950 Millionen Euro zur Verfügung stellen.
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March 05, 2018 06:35 ET (11:35 GMT)
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