Mannheimer Morgen zweifelt am Sinn des Brüsseler Gegenschlags Überschrift: Cranberries gegen Stahl Der Griff des amerikanischen Präsidenten in die protektionistische Mottenkiste bleibt falsch und töricht. Denn er provoziert genau das, was die EU nun beschlossen hat: eine Eskalation. Dabei hielt sich die Brüsseler Kommission sogar noch zurück: Ob man mit höheren Zöllen für Cranberries und kalifornischen Orangensaft Präsident Donald Trump wirklich stoppen kann, sei dahingestellt. Viel gefährlicher scheint dagegen eben diese Ausweitung der Importabgaben auf alle möglichen Produkte. Das ist eine Maßnahme, deren einziger Sinn darin besteht, die USA zu ärgern und zu treffen. Damit erreicht niemand etwas. Trump wird für seine Stahlbranche keine Umsatzgewinne erzielen können, die Europäer schaffen keinen Durchbruch für einen liberalen Markt. Unterm Strich verlieren alle Beteiligten. Langfristig beschädigt der Präsident sogar die Industrie, die er doch eigentlich schützen will. Weil er ihr das dringend notwendige Messen mit der Konkurrenz erspart, für das sich die Branche fit machen müsste. Vielleicht hätte Brüssel sich dennoch darauf beschränken sollen, nach dem biblischen âEURzAuge um Auge und Zahn um Zahn' zu reagieren, also die Importzuschläge für Stahl auch mit entsprechenden Schritten bei US-Rohren zu beantworten. Dann hätte die EU wenigstens den Eindruck gewahrt, einer Spirale immer höherer Zölle entgegenzuwirken. So bleibt die Lage unbefriedigend. Der amerikanische Präsident hat längst alle Hemmungen fallengelassen, um sein Leitbild âEURzAmerica first' ohne Rücksicht durchzusetzen. Von der Kündigung der bestehenden Freihandelsabkommen über das Aus für den Pariser Klimaschutzvertrag bis hin zu den höheren Zöllen auf ausländischen Alu und Stahl zieht sich eine rote Linie: Trump versucht, die Vereinigten Staaten als Opfer der Globalisierung hinzustellen, so als hole er sich zurück, was Amerika angeblich versagt wurde. Diese egozentrische Sicht ist falsch. Trumps Credo, er könne allein gegen alle - auch ohne Freunde - sein Land wieder an die Weltspitze führen, bleibt eine Illusion. ========================= Unsere Kommentare im Morgenweb: Politik: http://bit.ly/1MCIyI0 Wirtschaft: http://bit.ly/1RymHTn Vermischtes: http://bit.ly/22G267s Kultur: http://bit.ly/1Rh6cix Sport: http://bit.ly/1MCJg88 =============================================== MANNHEIMER MORGEN Großdruckerei und Verlag GmbH Redaktion Andrea Marx Redaktionssekretärin amarx@mamo.de T +49 (0) 621 392-1332 F +49 (0) 621 392-261490 Dudenstraße 12-26 68167 Mannheim www.mannheimer-morgen.de Sitz der Gesellschaft und Handelsregister Mannheim, HRB 2664 Geschäftsführung: Dr. Björn Jansen, Jost Bauer
(END) Dow Jones Newswires
March 07, 2018 13:54 ET (18:54 GMT)