Von Olaf Ridder und Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Siemens und Alstom kommen bei der geplanten Fusion ihrer Bahngeschäfte voran. Knapp ein halbes Jahr nach der Absichtserklärung wurde am Freitag in Paris der endgültige Vertrag, das sogenannte Business Combination Agreement, unterzeichnet. Jetzt müssen noch die Aktionäre von Alstom und die Behörden zustimmen, damit Siemens Alstom entstehen kann - mit gut 15 Milliarden Euro Jahresumsatz und 62.000 Mitarbeitern weltweit die Nummer zwei unter den Schienenfahrzeugherstellern und die Nummer eins bei der Signaltechnik.
Siemens wird dazu sein komplettes Bahngeschäft ausgliedern und gegen eine knappe Mehrheit an Alstom in das französische Unternehmen einbringen. Die Alstom-Aktionäre werden mit einer Sonderdividende für den Kontrollverlust über ihr Unternehmen entschädigt.
Die Details des Vertrages hatten beide Seiten bereits im vergangenen September ausgehandelt. Erforderlich für die Unterzeichnung war noch eine Unterrichtung und Konsultation der Arbeitsnehmervertreter auf französischer Seite. Dieser Prozess wurde kürzlich abgeschlossen. Siemens hat für die französischen Standorte eine auf vier Jahre befristete Beschäftigungsgarantie abgegeben.
Bis zum Ende des Siemens-Geschäftsjahres im September wollen Konzernchef Joe Kaeser und sein Gegenüber vom französischen Alstom-Konzern, Henri Poupart-Lafarge, die Fusion umgesetzt haben.
Siemens teilte weiter mit, dass Konzern-Vorstandsmitglied Roland Busch als Chef des Verwaltungsrats des neuen Unternehmens vorgesehen ist. Diese Tätigkeit wird er zusätzlich zu seinem Job bei Siemens ausüben. Sein Stellvertreter wird Yann Delabriere als unabhängiges Mitglied. Er sitzt bereit im Alstom-Verwaltungsrat. Bereits bekannt ist, dass Poupart-Lafarge CEO der neuen Firma wird. Der Verwaltungsrat wird aus elf Mitgliedern bestehen, wovon sechs Siemens entsendet.
Mit der Fusion ihrer Eisenbahngeschäfte reagieren die beiden Konzerne darauf, dass in China mit staatlicher Unterstützung vor bald drei Jahren aus den beiden größten Zugfabrikanten CNR und CSR ein Riese entstanden ist, der größer ist als die drei großen europäischen Platzhirsche zusammen. Verlierer des Deals ist der kanadische Konzern Bombardier, der dritte große Player in Europa. Mit ihm soll Siemens nach unbestätigten Berichten zunächst verhandelt haben.
Siemens und Alstom wollen bei ihrem Zusammenschluss Synergien im Volumen von 470 Millionen Euro jährlich heben. Je zu einem Drittel sollen sie in der Beschaffung, bei den Vertriebs- und Gemeinkosten sowie durch Skaleneffekte erzielt werden. Schon binnen zwei Jahren sollen sie zur Hälfte realisiert sein. Ab dem Geschäftsjahr 2020 will Siemens Alstom zweistellige EBIT-Margen liefern.
Ende 2018 soll die Fusion über die Bühne sein. In Vorbereitung auf die Zusammenführung hat Siemens den internen Carve-out-Prozess seines Mobility-Geschäfts bereits gestartet. Hauptsitz wird Saint-Ouen bei Paris sein. Das Unternehmen wird weiterhin an der Pariser Börse gelistet sein.
Siemens Alstom wäre nach dem Windanlagenhersteller Siemens Gamesa und dem Medizintechnik-Spezialisten Siemens-Healthineers das vierte Siemens-Unternehmen mit einer Börsennotierung.
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March 23, 2018 13:57 ET (17:57 GMT)
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