Deutschland und die EU fordern im Skandal
um die unerlaubte Nutzung von Facebook
Vor rund einer Woche war bekanntgeworden, dass sich die britische Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica unerlaubt Zugang zu einigen Daten von Millionen Facebook-Profilen verschafft hat. Mit Hilfe dieser Daten sollen amerikanische Wähler im US-Präsidentschaftswahlkampf zugunsten von Donald Trump gezielt mit unerlaubter Wahlwerbung beeinflusst worden sein.
In Großbritannien gibt es dem "Guardian" zufolge zudem Hinweise, dass Cambridge Analytica enge Verbindungen zu der kanadischen Datenanalyse-Firma AggregateIQ hatte, die beim Referendum über den EU-Austritt Großbritanniens eine wichtige Rolle gespielt hat. Die Brexit-Kampagne des heutigen Außenministers Boris Johnson - "Vote Leave" - hat demnach 40 Prozent ihres Budgets in die Arbeit von AggregateIQ gesteckt. Einem ehemaligen Brexit-Wahlkämpfer zufolge soll über eine gesonderte Scheinkampagne sogar noch mehr Geld nach Kanada geflossen sein. Beide Firmen und das Wahlkampfteam bestreiten das allerdings. Auf der AIQ-Webseite hieß es, die Firma sei nie ein Teil von Cambridge Analytica oder deren Muttergesellschaft SCL gewesen.
Im Zusammenhang mit den von Cambridge Analytica erlangten Facebook-Daten ließ die britische Datenschutzbehörde ICO in der Nacht zum Samstag die Londoner Zentrale durchsuchen. Man werde nun Beweise sichern, auswerten und bewerten, bevor Schlüsse gezogen würden, hieß es in einer Mitteilung. Facebook-Gründer und Chef Mark Zuckerberg entschuldigte sich mit ganzseitigen Anzeigen in mehreren Zeitungen: "Wir haben die Verantwortung, Ihre Daten zu schützen. Wenn wir das nicht können, haben wir sie nicht verdient", heißt es dort.
Facebook hatte zuletzt erklärt, Cambridge Analytica habe unrechtmäßig erhaltene Nutzerdaten entgegen früheren Zusicherungen nicht gelöscht. Dass die Firma Daten abgegriffen hatte, wusste das weltgrößte Online-Netzwerk seit 2015 - die Firma hatte sich aber mit der Zusicherung zufrieden gegeben, dass die Daten gelöscht worden seien. Die Nutzer wurden nicht informiert, was Zuckerberg als Fehler bezeichnete. Er betonte, dass die Software-Schnittstellen, die einer Umfrage-App einen so breiten Zugriff auf Nutzerdaten überhaupt möglich machten, bereits 2014 dichtgemacht worden seien.
Dennoch leidet das Facebook-Image. Erste Unternehmen kehren dem
weltgrößten Online-Netzwerk zumindest zeitweise den Rücken - etwa
der Elektroauto-Hersteller Tesla
Im Konkurrenz-Netzwerk Twitter macht seit Tagen der Hashtag "deletefacebook" ("lösche Facebook") die Runde. Er wurde auch von WhatsApp-Mitgründer Brian Acton aufgegriffen, der seine Messaging-App einst für rund 22 Milliarden Dollar an Facebook verkauft hatte und bis vor kurzem dort auch beschäftigt war.
Ende Mai tritt die neue europäische Datenschutzgrundverordnung in Kraft, die unter anderem eine deutliche Erhöhung von Bußgeldern vorsieht. Das werde eine abschreckende Wirkung haben, sagte die Bundesdatenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff der "Welt am Sonntag". Allerdings könne kein Gesetz Datenmissbrauch komplett verhindern. Diese Ansicht teilt auch EU-Justizkommissarin Jourová. Politiker hätten das "nicht mehr voll und ganz in ihren Händen", sagte sie der ZDF-Sendung "Berlin direkt" vom Sonntag. Internetnutzer müssten mehr darüber nachdenken, was mit ihren Daten passiere./ted/cmy/so/gma/DP/he
ISIN US88160R1014 US30303M1027
AXC0052 2018-03-25/17:35