BVB-Boss Hans-Joachim Watzke und DFL-Präsident
Reinhard Rauball haben die Attacken von Karl-Heinz Rummenigge
gekontert und mit teils heftiger Kritik auf dessen Aussagen zur
umstrittenen 50+1-Regel reagiert. Watzke, Geschäftsführer des
Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund
Die 50+1-Regel gibt es nur im deutschen Fußball. Sie besagt, dass der Stammverein auch nach einer Ausgliederung der Profiabteilung weiter die Stimmenmehrheit (50 Prozent plus eins) in einer Kapitalgesellschaft haben muss.
Die Abschaffung dieser Regel berge "enormen sozialen Sprengstoff", warnte Watzke. "Wir haben 153 000 Mitglieder, und ich weiß, dass die meisten von denen 50+1 erhalten wollen", sagte der BVB-Boss. "Wollen wir jetzt über deren Köpfe hinweg diese Regel abschaffen? Dann fliegt uns das Ganze schneller um die Ohren, als wir gucken können."
Er habe versucht, sagte Watzke, in einem Telefonat mit Rummenigge dessen Argumentation gegen die Regel zu verstehen. "Ich habe es für meinen Teil noch nicht ganz verstanden, denn das Argument, dass man die Chancengleichheit in der Bundesliga erhöhen möchte, ist - mit Verlaub - ja nicht stimmig", meinte der BVB-Geschäftsführer. "Ich hatte bislang jedenfalls selten den Eindruck, dass es den Bayern besonders um die Chancengleichheit in der Bundesliga ging."
Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern München, hatte in einem "Kicker"-Interview (Montag) die DFL und insbesondere die Rolle des FC St. Pauli bei der Abstimmung zur 50+1-Regel kritisiert. Der 62-Jährige sagte: "Ich habe mich am vergangenen Donnerstag geistig ein Stück von der DFL verabschiedet. Ich finde die gesamte Entwicklung in der DFL im Moment bedenklich. Da fehlt mir Führung."
Rauball wies die Vorwürfe Rummenigges zurück. "Der Vorwurf ist unberechtigt. Die Frage um 50+1 wird allein von den 36 Proficlubs entschieden. Es ist ein fataler Irrtum zu glauben, das Präsidium der DFL könne 50+1 aufheben - die Regelung ist nämlich Bestandteil der Satzung", sagte der Rauball der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Dienstag).
Es sei auch eine "Fehleinschätzung zu meinen, dass ein Interview allein ausreicht, um diese Satzung zu ändern. Das ist keine Frage der Führung, sondern ausschließlich Angelegenheit der 36 Clubs, dies gegebenenfalls mit einer Zweidrittelmehrheit herbeizuführen", betonte der DFL-Präsident. Bei der Mitgliederversammlung hätten sich aber "allein schon 18 Clubs für die Beibehaltung ausgesprochen"./rai/DP/he
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AXC0346 2018-03-27/20:30