FRANKFURT (Dow Jones)--Der Euro-Rettungsschirm ESM und Frankreich haben den anderen Euro-Staaten laut einem Bericht des Handelsblatts konkrete Vorschläge zur Schuldenerleichterung Griechenlands vorgelegt. Die Vorschläge sähen eine Verlängerung der Hilfskredite, eine Deckelung der Zinsen sowie einen Mechanismus vor, der Schuldenerleichterungen bis zum Jahr 2050 an die Wirtschaftsentwicklung des Landes koppelt, berichtet das Blatt unter Berufung auf das interne Papier einer Arbeitsgruppe, die im Auftrag der Euro-Arbeitsgruppe Schuldenerleichterungsvorschläge für Athen analysiert.
Laut dem auf 27. Februar datierten Papier schlägt der ESM demnach vor, die Laufzeit einiger Griechenland-Hilfskredite, die der alte Rettungsschirm EFSF ausgezahlt hatte, um durchschnittlich sieben Jahre zu verlängern. Zudem könnten Zinszahlungen von insgesamt 13 Milliarden Euro für fünf Jahre gestundet werden.
Die Vorschläge der Franzosen gehen noch weiter: Sie wollen Kredite des EFSF von 25 Milliarden Euro teilweise stunden und so eine durchschnittliche Laufzeitverlängerung von zwölf Jahren erreichen. Zudem sollen die Zinsen für die Rettungskredite für Athen bei 2 Prozent gedeckelt werden, was einer Erleichterung von 18 Milliarden Euro entspräche.
Weitere Schuldenerleichterungen sollen bis zum Jahr 2050 an die Wirtschaftsentwicklung des Landes gekoppelt werden. Fällt das durchschnittliche Fünf-Jahres-Wachstum unter 2,8 Prozent, soll Griechenland dem Vorschlag Frankreichs zufolge von der Rückzahlung von Krediten befreit werden. Bei einem Wachstum zwischen 2,8 und 3,4 Prozent müsste Athen einen Teil, ab einem Wachstum darüber sämtliche Schulden zurückzahlen.
Der ESM schlägt vor, die Rückzahlungen auf 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung festzuschreiben, sobald das Wachstum auch nur in einem Jahr unter eine bestimmte Wachstumsmarke fällt, beispielsweise unter 3,25 Prozent. Laut dem Papier forderten einige Euro-Länder jedoch, Schuldenerleichterungen auch an Reformen zu knüpfen. Außerdem müsse der Mechanismus im Extremfall außer Kraft gesetzt werden können.
Sollten die Schuldenerleichterungen im Sommer nach Auslaufen des Rettungsprogramms beschlossen werden, könnte sich der Internationale Währungsfonds (IWF) doch noch an der Rettung Athens beteiligen. IWF-Vertreter hätten jüngst ihre Bereitschaft bekräftigt, das bereits in Aussicht gestellte Hilfsprogramm über rund 1,6 Milliarden Euro zu aktivieren, heißt es in Regierungskreisen. Das Angebot sei allerdings an die Bedingung geknüpft, dass der IWF die Schulden Griechenlands für tragfähig hält. Im Sommer soll es dazu eine neue Analyse geben.
Genau hier hakt es aber noch: Der IWF ist bei seinen Annahmen zum griechischen Wachstum und Haushaltsüberschuss pessimistischer als der Euro-Rettungsfonds. Nur leichte Veränderungen bei den Annahmen haben aber bereits große Auswirkungen auf den Schuldenstand. Deshalb hält der IWF auch deutlich größere Schuldenerleichterungen für notwendig als die Europäer.
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April 03, 2018 10:46 ET (14:46 GMT)
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