
Neben dem DAX bewegen vor allem die US-Märkte sowie Technologietitel. Von den hiesigen Aktien gilt das Interesse besonders der Deutschen Bank.
11. April 2018. Frankfurt (Börse Frankfurt). Die nach wie vor erhöhte Volatilität an den Märkten sorgt für ein reges Handelsaufkommen. Besonders Hebelprodukte kommen gut an. "Diese machen rund 80 Prozent unserer Umsätze aus", stellt Markus Königer von der ICF Bank fest. Auffällig ist das Interesse an Knock-out-Scheinen. Laut Anouch Wilhelms von der Commerzbank sind an Tagen hoher Volatilität aber auch Discount-Zertifikate extrem beliebt.
Der DAX schwankt weiter stark: Noch vor zwei Wochen war der Index deutlich unter die Marke von 12.000 Zählern gerutscht. Aktuell zeigt sich der DAX wieder deutlich stärker, am Mittwochmorgen liegt er bei 12.367 Punkten. US-Präsident Donald Trump gibt den Ton an. Dessen Ankündigung von Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte haben eine Spirale an Maßnahmen und Gegenmaßnahmen ausgelöst. Derzeit beruhigen die zuletzt versöhnlichen Töne aus China.
Unterschiedliche Meinungen zum DAX
Laut Kemal Bagci von der BNP Paribas wird beim DAX verstärkt auf fallende Kurse gesetzt. "Der Handelsstreit verunsichert Anleger." Gekauft werde zum Beispiel ein bearisher Knock-out-Schein auf den Index mit Basispreis 14.702 Punkte (WKN PP0L4C). Mit Knock-out-Scheinen können Anleger überproportional an der Entwicklung des Basiswertes partizipieren, fällt dieser während der Laufzeit allerdings unter die Knock-out-Schwelle, wird das Wertpapier wertlos. Königer meldet Positionierungen in beide Richtungen, je nach Nachrichtenlage. So werde etwa auf bearishe (WKN PP4DRJ, HW9ZG4), aber auch bullishe Knock-out-Scheine (WKN VL79E4) gesetzt, ebenso auf Long-Faktor-Zertifikate mit Hebel 15 (WKN VS66JU).
Auch Wilhelms kann keine klare Richtung erkennen, allenfalls eine leichte Tendenz zu Long-Positionierungen. Hohe Umsätze verzeichnet die Commerzbank in Faktor-Short- bzw. Long-Zertifikaten mit Hebel 15 auf den DAX-Future (WKN CV37Q5, CD6UFK), bullishen Knock-out-Scheinen auf den DAX (WKN CE5W3T), aber auch in Anlageprodukten wie einem Capped Bonus-Zertifikat (WKN CE8SV0). Von den Umsätzen her bleibt der DAX unangefochten Nummer eins unter den Basiswerten. "DAX-Zertifikate vereinen immer noch zehn- bis fünfzehnmal so hohe Umsätze auf sich wie die Nummer zwei", stellt Simon Görich von der Baader Bank fest.
Abgesehen vom drohenden Handelskrieg bewegen auch der Datenskandal um Facebook und die Attacken von Trump gegen Amazon die Gemüter. "Die US-Märkte sind derzeit extrem wichtig", stellt Wilhelms fest. So finden sich auf der Commerzbank-Liste der zehn wichtigsten Basiswerte nach dem DAX gleich S&P 500, Dow Jones und Nasdaq. Ein hohes Handelsaufkommen sieht Wilhelms etwa in bearishen und bullishen Knock-outs auf den Nasdaq (WKN CA0UJZ, CZ9CHU).
Rücksetzer der Tech-Werte bewegt
Auch bei den Einzelwerten stehen die Technologietitel im Fokus. "Der Datenskandal setzt Facebook deutlich zu?", bemerkt Bagci. Anleger setzten zum Beispiel auf einen bearishen Knock-out-Schein mit Basispreis 188,46 US-Dollar.
In den Orderbüchern der ICF Bank sind Zertifikate auf Amazon sehr beliebt, zum Beispiel ein bullisher Knock-out-Schein mit Basispreis 976,49 US-Dollar. Ganz viel Umsatz sieht Wilhelms in einem Discount-Zertifikat auf Amazon (WKN CA0CC8). Auch bei der Baader Bank ziehen Tech-Werte wie Tesla viel Aufmerksamkeit auf sich, aber auch die Deutsche Bank, deren Führung nach anhaltendem Kursverfall ausgetauscht wurde. Auch Königer sieht viel Interesse an Zertifikaten auf die Deutsche Bank, etwa an einem Call-Optionsschein mit Basispreis 17 Euro (WKN HW8YCD) oder einem Capped Bonus-Zertifikat (WKN TD81Z2).
Rege gehandelt wurden Görich zufolge zuletzt außerdem Call-Optionsscheine auf das US-Software-Unternehmen Autodesk (WKN CY67GD). Bagci meldet Interesse an bullishen Knock-out-Scheinen auf die Deutsche Telekom (WKN PP4EE9) und Adidas (WKN PR4F23). "CEO Kasper Rorsted sprüht weiter vor Ehrgeiz und Kreativität." Gekauft würden außerdem bearishe Knock-out-Zertifikate auf BASF (WKN PR03BH). "Falls es zu einer Erhebung von Strafzöllen kommt, wird BASF wohl der am stärksten betroffene Chemiekonzern Europas sein." Umsatzstark sind Königer zufolge auch Zertifikate auf Twitter (WKN VL8GZA) und Nike (WKN TR0GRL).
Rohstoffe und Bitcoins weniger beachtet
Wenig los ist auf der Rohstoffseite. "Öl als Basiswert ist sogar zeitweise aus unseren Top Ten herausgefallen", erklärt Görich. Der Brent-Preis ist nach dem Rücksetzer im Februar mittlerweile wieder über 70 US-Dollar je Barrel gestiegen, der Goldpreis pendelt schon seit Januar um 1.320 US-Dollar je Feinunze. Königer meldet Interesse an bearishen Knock-out-Zertifikaten auf Öl der Sorte Brent (WKN VL4SY1), Wilhelms an bullishen (WKN CV6A9U), aber auch bearishen Knock-out-Produkten. Währungen spielen derzeit keine Rolle, wie die Händler melden.
Deutlich ruhiger geworden ist es um Bitcoins. "Auf der Liste der umsatzstärksten Einzelprodukte steht der Bitcoin-Tracker (WKN VN5MJG) noch ganz oben, allerdings ist der Abstand zur Nummer zwei längst nicht mehr so groß", stellt Königer fest. Der Preis hat weiter kräftig nachgegeben, aktuell liegt er bei 6.652 US-Dollar. Im Dezember war er in der Spitze auf fast 20.000 US-Dollar gestiegen.
von: Anna-Maria Borse
11. April 2018, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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