Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der weltweite Absatz von Smartphones könnte nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) seinen Höhepunkt hinter sich haben. Wie der IWF in seinem aktuellen Weltwirtschaftsausblick schreibt, dürfte die Nachfrage nach asiatischen Halbleiterprodukten aber von anderen, neuen Konsumgütern gestützt werden. Der IWF weist darauf hin, dass sich in den vergangenen Jahren ein regelrechter Tech-Zyklus herausgebildet hat, der den Handel in Asien und darüber hinaus beeinflusst.
Laut IWF ist die Auslieferung von Smartphones 2017 erstmals seit Beginn der Aufzeichnung dieser Daten gesunken, nachdem sich der Absatz zuvor auf einem hohen Plateau bewegt hatte. "Der weltweite Absatz von Smartphones könnte Ende 2015 seinen Höhepunkt erreicht haben", schreibt der IWF in seiner Analyse. Bestätigt sieht er das durch die chinesischen Ausfuhrdaten des Jahres 2017. China ist der weltweit wichtigste Hersteller von Smartphones, 2017 exportierte es solche Geräte im Wert von 128 Milliarden US-Dollar. Das waren 5,7 Prozent der gesamten Ausfuhren.
Wichtigster Zulieferer von Smartphone-Komponenten ist Südkorea, dessen entsprechende Exporte 17,1 Prozent seiner Gesamtausfuhren ausmachte. In Taiwan erreichte die entsprechende Exportquoten im Oktober 2017 einen Wert von über 33 Prozent, in Malaysia 17,4 Prozent und in Singapur 15,9 Prozent. Smartphones machten 2017 ein Sechstel des Welthandelsanstiegs aus.
Umsatzanstieg von höherer Wertschöpfung getrieben
Getrieben wurde dieser Anstieg vor allem von einer höheren Wertschöpfung - die Geräte waren hochwertiger und kosteten mehr. So stieg der Preis eines iPhone von 618 Dollar im Jahr 2016 auf 798 Dollar 2017. Hauptprofiteure der höheren Wertschöpfung sind laut IWF Irland, Südkorea und Taiwan.
Der IWF schätzt, dass in Irland, wo Apple sein geistiges Eigentum verwaltet, iPhones gemessen an der Wertschöpfung ein Viertel zum Wirtschaftswachstum beitrugen. In Südkorea trug die Produktion von Smartphones und Smartphone-Teilen demnach ein Drittel zum Wachstum bei und in Taiwan sogar 40 Prozent.
Laut IWF hat sich in Folge der Smartphone-Produktion ein regelrechter Tech-Zyklus herausgebildet, der sich in einer hohen Korrelation von Produktion und Ausfuhren in den beteiligten Ländern ausdrückt. Dieser Zyklus wird von der Markteinführung der neuesten iPhones bestimmt. Für gewöhnlich sind demnach das zweite und dritte Quartal von der Erwartung geprägt, dass Apple im vierten Quartal ein neues iPhone vorstellen wird.
Starkes Saisonmuster seit Einführung des iPhone 6/6Plus
Dieses Muster existiert laut IWF seit der Einführung des iPhone 6/6Plus im September 2014. Das starke vierte Quartal wirkt wegen des chinesischen Neujahresfestes bis ins erste Quartal des Folgejahres.
Der IWF unterteilt den Tech-Zyklus in zwei Hälften: Die erste ist von der Lieferung aller Komponenten aus diversen asiatischen Ländern nach China gekennzeichnet, die zweite von chinesischen Lieferungen in den Rest der Welt. "Beide Teile des Zyklus haben einen starken Einfluss auf Wachstums- und Handelsmuster in Asien und darüber hinaus", schreibt der IWF.
Was, wenn der Markt für Smartphones tatsächlich gesättigt sein sollte? Der IWF weist darauf hin, dass Asien gerade Marktanteile bei der Fertigung anderer elektronischer Konsumgüter gewinnt, darunter Computer zum Einsatz in Autos, "intelligente" Geräte und Kleidungsstücke.
"Das zeigt sich in den Auftragsdaten der südkoreanischen und taiwanischen Industrie", schreibt der IWF. Vor allem die Nachfrage nach südkoreanischen Halbleitererzeugnissen beschleunige sich, trotz des sinkenden Smartphone-Absatzes. Daher dürfte der Einfluss des Tech-Sektors auf Asiens Wachstums- und Exportzahlen vorerst bestehen bleiben.
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April 17, 2018 09:00 ET (13:00 GMT)
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