Die geplante Zerschlagung des Energiekonzerns
Innogy
Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) sprach von der Verbitterung von Aktionären, die sich um "die Zukunft betrogen" fühlten. Hätten diese doch 2016 in gutem Glauben Innogy-Aktien gekauft, um an einer Wachstumsgeschichte teilzuhaben. "Die Ernte werden aber andere einfahren", sagte Hechtfischer. "Das ist das Tragische an der heutigen Situation."
Innogy war vor zwei Jahren von RWE abgespalten und im Herbst 2016 an die Börse gebracht worden. Das Unternehmen vereint das Geschäft mit erneuerbaren Energien, Netzen und Vertrieb von RWE und galt als "Zukunftsunternehmen". Neue Geschäftsfelder wie Ladestationen für E-Autos werden sich jedoch erst später rechnen. Nutznießer wird dann nach Ansicht der Aktionäre aber Eon sein - und nicht sie. "Die Verbitterung ist daher verständlich", sagte Hechtfischer.
Innogy steht derzeit im Zentrum einer Neuordnung des deutschen
Energiemarktes. Mutterkonzern RWE
Eon will dazu in einem ersten Schritt Innogy komplett übernehmen und im Gegenzug den Konkurrenten RWE am eigenen Unternehmen mit knapp 17 Prozent beteiligen. Eon würde das lukrative Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy behalten, während die erneuerbaren Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden. Im Mai könnte dabei die Offerte von Eon offiziell vorgelegt werden. Abgeschlossen werden soll der Deal bis Ende 2019.
Das Innogy-Management zeigte sich schmallippig. Die meisten Detailfragen der Transaktion seien noch ungeklärt, sagte Vorstandschef Uwe Tigges. Der Innogy-Vorstand werde das Angebot eingehend prüfen, und spätestens zwei Wochen nach Beginn der offiziellen Angebotsfrist eine Stellungnahme abgeben.
Ansonsten hielt sich Tigges mit Blick auf die Aufteilung zurück. Das Unternehmen werde sich auf das laufende Geschäft konzentrieren. "Innogy ist Stand heute ein wirtschaftlich eigenständiges, starkes Energieunternehmen." Solange die Transaktion nicht abgeschlossen sei, werde das auch so bleiben. Operativ sieht Tigges Innogy "voll in der Spur". Die Jahresziele wurden bekräftigt. "Wir gehen mit Selbstbewusstsein die Herausforderungen an, vor denen wir stehen."
Die Aktionärsschützer rieten den Kleinaktionären, vorerst abzuwarten. Ein weiteres Gebot zu einem späteren Zeitpunkt sei voraussichtlich attraktiver als das jetzige, welches inklusive Dividendenzahlungen bei 40 Euro je Aktie liegen wird. Denn Eon brauche einen Beherrschungsvertrag, um Innogy aufteilen zu können, so Hechtfischer. Eon habe sich zum Thema Beherrschungsvertrag aber noch nicht geäußert, sagte Tigges dazu./nas/kro/fba
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AXC0169 2018-04-24/13:15