BERLIN (Dow Jones)--Einen Tag vor der Hauptversammlung haben Friedensforscher und Menschenrechtler dem Rüstungskonzern Rheinmetall vorgeworfen, am Krieg im Jemen zu verdienen. "Der Konzern nutzt seine Tochterunternehmen und Joint Ventures im Ausland, um Munition für den Jemen-Krieg zu liefern und so Gewinne zu machen", kritisierte Otfried Nassauer vom Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS).
Laut Nassauer hat die Tochtergesellschaft RWM Italia seit 2013 Munition für deutlich über eine halbe Milliarde Euro an Saudi-Arabien geliefert. Das südafrikanisches Joint-Venture RDM von Rheinmetall habe an die Vereinigten Arabischen Emirate zehntausende Mörsergranaten, Artilleriegeschosse und Bomben exportiert.
Saudi-Arabien führt eine Koalition muslimischer Staaten an, die im Jemen militärisch seit 2015 interveniert, um den Vormarsch der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen aufzuhalten. Die Koalition der Saudis wird durch die USA, Großbritannien und Frankreich logistisch unterstützt. Wegen einer Seeblockade leidet die Bevölkerung Hunger. Seuchen breiten sich aus.
Rheinmetall wollte die Vorwürfe weder kommentieren noch dementieren. "Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir zu Fragestellungen, die etwaige Projekte oder mögliche Kundenbeziehungen berühren, aus vertraglichen Gründen keine Stellung beziehen können", erklärte das Unternehmen. Alle Tochtergesellschaften hielten sich an die vor Ort gültigen Exportbestimmungen.
Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Urgewald erklärte die Bundesregierung für mitschuldig am Tod im Jemen, wenn sie die Ausfuhrvorschriften nicht verschärfe. "Es geht nicht nur darum, Exporte von Deutschland an die kriegsbeteiligten Staaten im Jemen zu unterbinden, sondern auch Zulieferungen über das Ausland oder Rüstungs-Joint-Ventures einen Riegel vorzuschieben", verlangte Barbara Happe von Urgewald.
Ihren Recherchen zufolge erhält Rheinmetall von der Deutschen Bank und Commerzbank Kredite. Des Weiteren seien viele führende Vermögensverwalter in Deutschland in Rheinmetall investiert. DWS und Deka, der Fondsanbieter der Sparkassen, haben laut Urgewald im Verlauf des letzten Jahres ihre Aktienbestände auf je 30 bis 40 Millionen Euro reduziert und liegen damit nicht mehr unter den Top-10 der Investoren. Allianz Global Investors halte weiterhin Aktien im Wert von rund 90 Millionen Euro und bleibe damit einer der größten Investoren der Waffenschmiede.
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May 07, 2018 10:23 ET (14:23 GMT)
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