Der neue Kandidat der katalanischen Separatisten für das Amt des Regionalpräsidenten, Quim Torra, will in der spanischen Konfliktregion die Bemühungen zum "Aufbau einer Republik" fortsetzen. Er wolle nach seiner Wahl unter anderem "einen verfassunggebenden Prozess einleiten", sagte Torra am Freitag im Interview des TV-Senders TV3. Der 55-Jährige war zuvor am Freitag von Parlamentspräsident Roger Torrent nominiert worden.
Das Regionalparlament in Barcelona tritt am Samstag zur Debatte und zur Abstimmung über die Kandidatur von Torra zusammen. Wenn es bis zum 22. Mai - in nur eineinhalb Wochen also - keine neue Regierung gibt, muss in Katalonien neu gewählt werden.
Der von der spanischen Justiz gesuchte Separatistenchef Carles Puigdemont hatte nach monatelangem Tauziehen mit Madrid auf eine eigene Kandidatur verzichtet. Nach vier gescheiterten Versuchen der Regierungsbildung seit der Neuwahl vom 21. Dezember stellen die Separatisten erstmals einen unbelasteten Kandidaten auf. Puigdemont hält sich in Berlin auf, wo er auf eine Entscheidung der deutschen Justiz über seine Auslieferung an Spanien wartet.
Es gilt als sicher, dass Torra bei einer ersten Abstimmung nicht die nötige absolute Mehrheit der Stimmen erreichen wird und dass er erst am Montag bei der zweiten Wahl, bei der ihm eine einfache Stimmenmehrheit reichen würde, eine Chance hat. Die drei für die Unabhängigkeit eintretenden Parteien haben zwar zusammen mit 69 von 135 Sitzen die absolute Mehrheit. Die vier Abgeordneten der linksradikalen CUP wollen sich dem Vernehmen nach aber der Stimme enthalten, weil sie nur Puigdemont als Kandidaten akzeptieren./er/DP/she
AXC0242 2018-05-11/18:53