Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Mit Verlusten sind die europäischen Aktien am Freitag aus dem Handel gegangen. Die sich abzeichnende Regierungsbildung in Rom zwischen der Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) und der Lega Nord hat die Notierungen vor allem an der Mailänder Börse unter Druck gesetzt. Beide Parteien haben sich auf ein gemeinsames Regierungsprogramm geeinigt. Das Programm sei "endlich" in allen Punkten zu Ende verhandelt, so M5S-Parteichef Luigi Di Maio auf Facebook. Details zum Inhalt des Regierungsprogramms sind allerdings noch nicht bekannt. Aber Pläne, dass die Bank Monte dei Paschi di Siena möglicherweise doch nicht privatisiert oder die Fluggesellschaft Alitalia möglicherweise doch nicht verkauft werde, sorgten für Kopfschütteln.
Die Kurse in Mailand gaben 1,5 Prozent ab und damit deutlich mehr als der Euro-Stoxx-50, für den es 0,5 Prozent auf 3.574 nach unten ging. Der DAX hielt sich mit Abschlägen von 0,3 Prozent noch etwas besser. Grund für die Outperformance war der erneute Schwächeanfall des Euro. Die Einheitswährung ist mit der Nachricht der Regierungsbildung in Rom unter 1,1800 Dollar gefallen und geht aktuell bei 1,1770 um. Bei italienischen Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren erhöhte sich die Rendite um weitere 10 Basispunkte auf 2,22 Prozent. Noch wurden die Entwicklungen in Rom von den Anlegern nicht als gesamteuropäische Problem betrachtet. Der kleine Verfall spielte derweil kaum eine Rolle.
Alitalia-Rettung wäre schlechte Nachricht für Mitbewerber
Airline-Aktien standen unter Druck. Die anhaltend hohen Ölpreise sprechen nicht für den Sektor. Belastend könnten auch Agenturmeldungen wirken, laut denen M5S/Lega Nord den Verkauf der insolventen Fluggesellschaft Alitalia stoppen wollen. Zuletzt hatten Easyjet, Lufthansa und Wizz Air formale Interessensbekundungen wenigstens für Teile von Alitalia übermittelt. Bei einem Erhalt von Alitalia bliebe ein Mitbewerber erhalten. Lufthansa verloren 1,8 Prozent, Air France-KLM 1,7 Prozent, Easyjet 0,4 und IAG 0,7 Prozent.
Für die Aktie des britischen Pharmakonzerns Astrazeneca ging es um nach Zahlen 2 Prozent nach unten. Vor allem die Gewinnseite enttäuschte. Nach Aussage von Analysten ist der Gewinn je Aktie rund 16 Prozent unter der Markterwartung ausgefallen. Den Gewinneinbruch auf 340 Millionen von 537 Millionen Dollar führte das Unternehmen auf Investitionen und Verkäufe zurück.
Die Aktien des schweizerischen Luxusgüterkonzerns Richemont brachen um 5,3 Prozent ein, nachdem das Unternehmen mit seinen Geschäftszahlen die Erwartungen verfehlt hatte. Im Sog von Richemont verloren Swatch 1,1 Prozent. Richemont habe im vierten Geschäftsquartal Uhren für eine überraschend hohe Summe von 203 Millionen Euro zurückgekauft, erklärten die Analysten von Raymond James das enttäuschende Abschneiden.
Glencore gerieten am Nachmittag unter erheblichen Abgabedruck und brachen an der Londoner Börse um 4,4 Prozent ein. Hintergrund war ein Bloomberg-Artikel, laut dem das Serious Fraud Office (SFO), eine britische Strafverfolgungsbehörde, eine Untersuchung wegen der Geschäftsaktivitäten des Minenbetreibers im Kongo einleiten könnte. Untersucht werden soll auch die Verbindung zwischen Glencore und dem israelischen Milliardär Dan Gertler. Die US-Regierung hat im Dezember Sanktionen wegen Korruptionsvorwürfen gegen Gertler verhängt. Gertler gilt als Freund des kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila.
Ubisoft mit spektakulären Zahlen
Die Softwareschmiede Ubisoft eilt von Erfolg zu Erfolg. Berenberg sprach von spektakulären Geschäftszahlen. Die Umsätze im vierten Quartal seien 20 Prozent über den Unternehmens-Schätzungen und 14 Prozent über den Schätzungen der Analysten ausgefallen. Positiv hoben die Analysten hervor, dass der Erfolg von Ubisoft nicht nur auf ein, zwei Spielen beruhe, sondern auf mehreren Franchises. Stark habe sich auch das Digitalgeschäft entwickelt - hier seien die Erlöse um 38 Prozent gestiegen.
Vivendi hatte unlängst den Machtkampf um eine vollständige Übernahme mit Ubisoft verloren und ihre Beteiligung verkauft. Mit Tencent hat Ubisoft einen neuen starken Ankeraktionär gewonnen, der Ubisoft den Zugang zum chinesischen Markt erleichtern dürfte. Für Ubisoft ging es an der Pariser Börse um 4,5 Prozent nach oben. Vivendi hat ebenfalls Geschäftszahlen vorgelegt, die Titel verloren 1,6 Prozent, was allerdings hauptsächlich auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein dürfte.
Das Immobilienunternehmen Grand City Properties ist im ersten Quartal zweistellig gewachsen und hat die Markterwartungen übertroffen. Den Ausblick für das Gesamtjahr bekräftigte der Konzern. Leicht positiv wurde an der Börse die Gewinnentwicklung eingestuft. Alle Ertragskennziffern lägen leicht über der Markterwartung. Der NAV liege bei 21 Euro je Aktie, die mit 20,58 Euro nur knapp darunter notiert. Nach einem bestätigten Ausblick gewann die Aktie 0,6 Prozent.
Die Analysten von Berenberg raten bei der Deutschen Börse zu Gewinnmitnahmen und haben in der Folge die Aktie auf "Sell" gesenkt. Den Grund lieferten die Gewinnschätzungen, die die Analysten gesenkt haben. Sie tragen hiermit rückläufigen Volumentrends im Vergleich mit dem Vorjahr Rechnung. Die Aktie verlor 1,7 Prozent.
Die Börsenpläne der Möbel- und Einrichtungsversandhändler-Tochter Home24 halfen Rocket Internet kaum - die Aktie verlor 0,2 Prozent. Nach einer positiven Studie von JP Morgan mit Kursziel 550 Euro ging es für Puma-Papiere um 4 Prozent auf knapp 480 Euro nach oben.
=== . Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 3.573,76 -18,42 -0,5% +2,0% . Stoxx-50 3.157,53 -10,40 -0,3% -0,6% . Stoxx-600 394,67 -1,12 -0,3% +1,4% Frankfurt XETRA-DAX 13.077,72 -36,89 -0,3% +1,2% London FTSE-100 London 7.778,79 -9,18 -0,1% -0,3% Paris CAC-40 Paris 5.614,51 -7,40 -0,1% +5,7% Amsterdam AEX Amsterdam 567,03 -1,93 -0,3% +4,1% Athen ATHEX-20 Athen 2.050,54 -13,18 -0,6% -1,6% Brüssel BEL-20 Bruessel 3.891,11 -7,45 -0,2% -2,2% Budapest BUX Budapest 36.770,93 -767,11 -2,0% -6,6% Helsinki OMXH-25 Helsinki 4.295,85 +4,14 +0,1% +9,6% Istanbul ISE NAT. 30 Istanbul 126.112,71 +633,39 +0,5% -10,6% Kopenhagen OMXC-20 Kopenhagen 999,60 -4,65 -0,5% -2,4% Lissabon PSI 20 Lissabon 5.753,68 -38,26 -0,7% +6,1% Madrid IBEX-35 Madrid 10.112,40 -104,00 -1,0% +0,7% Mailand FTSE-MIB Mailand 23.449,65 -352,34 -1,5% +9,6% Moskau RTS Moskau 1.173,14 -8,47 -0,7% +1,6% Oslo OBX Oslo 823,63 +6,79 +0,8% +10,9% Prag PX Prag 1.104,56 -2,83 -0,3% +2,5% Stockholm OMXS-30 Stockholm 1.621,61 +2,66 +0,2% +2,8% Warschau WIG-20 Warschau 2.230,32 -25,46 -1,1% -9,4% Wien ATX Wien 3.485,79 -24,49 -0,7% +1,3% Zürich SMI Zuerich 8.940,46 -47,87 -0,5% -4,7% DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:23 Uhr Do, 17.23 Uhr % YTD EUR/USD 1,1773 -0,20% 1,1815 1,1799 -2,0% EUR/JPY 130,36 -0,25% 130,94 130,74 -3,6% EUR/CHF 1,1739 -0,61% 1,1813 1,1819 +0,3% EUR/GBP 0,8737 +0,10% 0,8737 1,1457 -1,7% USD/JPY 110,73 -0,05% 110,84 110,83 -1,7% GBP/USD 1,3475 -0,30% 1,3522 1,3516 -0,3% Bitcoin BTC/USD 8.137,91 -0,9% 8.049,28 8.333,65 -40,4% ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut Deutschland 2 Jahre -0,59 -0,57 0,02 Deutschland 10 Jahre 0,58 0,64 0,15 USA 2 Jahre 2,55 2,56 0,66 USA 10 Jahre 3,08 3,11 0,67 Japan 2 Jahre -0,14 -0,14 0,00 Japan 10 Jahre 0,06 0,06 0,01 ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 71,38 71,49 -0,2% -0,11 +18,9% Brent/ICE 79,09 79,30 -0,3% -0,21 +21,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.291,25 1.291,55 -0,0% -0,30 -0,9% Silber (Spot) 16,42 16,43 -0,1% -0,01 -3,1% Platin (Spot) 883,30 891,50 -0,9% -8,20 -5,0% Kupfer-Future 3,05 3,08 -0,9% -0,03 -8,1% ===
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