Von Andreas Plecko
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach der Wachstumsdelle im Winter dürfte die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung der Bundesbank im zweiten Quartal 2018 wieder kräftiger expandieren. "So läuft der Sondereffekt der überdurchschnittlich schweren Grippewelle aus, der sich im ersten Vierteljahr wohl dämpfend auf die Wirtschaftsaktivität auswirkte, und auch die staatlichen Konsumausgaben sollten wieder steigen", schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht für Mai. "Ferner bleibt die Auftragslage in der Industrie trotz der zuletzt gesunkenen Auftragseingänge sehr günstig."
Im ersten Quartal hatte sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 0,3 Prozent halbiert. Zu den Aussichten für das zweite Jahresviertel verwies die Bundesbank auch auf die kurzfristigen Produktionserwartungen des Ifo-Instituts, die nicht weiter gefallen, sondern wieder etwas gestiegen sind. Und die Exporte dürften sich von ihrem Rücksetzer erholen, erwartet die Bundesbank.
"Damit könnte insbesondere das verarbeitende Gewerbe als wichtige konjunkturelle Triebkraft wieder stärker zum Tragen kommen", kalkulieren die Experten der Bundesbank. "Da die Auslastung der industriellen Sachanlagen auf hohem Niveau verweilt und die Absatzperspektiven insgesamt günstig sind, werden die Unternehmen ihre Investitionen in Ausrüstungen wohl erneut ausweiten."
Gestützt auf die gute Arbeitsmarktentwicklung und zunehmende Lohnsteigerungen dürfte auch der private Verbrauch merklich zulegen. Eine Rückkehr zu der überaus kräftigen Dynamik der vergangenen Quartale steht aber nach Einschätzung der Bundesbank nicht so bald wieder an: "Die hohen Zuwachsraten, mit der die wirtschaftliche Aktivität im vergangenen Jahr wuchs, dürften aber - darauf deutet nicht zuletzt die weniger zuversichtliche Stimmung der Unternehmen hin - insgesamt wohl nicht erreicht werden."
Der insgesamt sinkende Optimismus der deutschen Unternehmen sollte allerdings vor dem Hintergrund des weit überdurchschnittlichen Niveaus gesehen werden, auf dem sich das Geschäftsklima gegenwärtig noch immer befinde. "Gerade bezüglich der Erwartungskomponente könnten grundsätzliche Sorgen über Beeinträchtigungen des Welthandels durch zunehmenden Protektionismus sowie die jüngsten geopolitischen Spannungen die Zuversicht der Wirtschaftsakteure gedämpft haben", analysiert die Bundesbank.
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May 22, 2018 06:00 ET (10:00 GMT)
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