Die Deutsche Börse
Die Unterscheidung von klassischen Branchen auf der einen und Tech-Unternehmen auf der anderen Seite entstand vor rund 20 Jahren, als Internetfirmen wie Pilze aus dem Boden schossen und ihre Bewertungen in schwindelerregende Höhen schnellten. Damals wurde der Neue-Markt-Index Nemax 50 gegründet. Bald brach der Neue Markt zusammen und der TecDax entstand, auch um den in Verruf geratenen Nemax 50 vergessen zu machen.
Den TecDax wird es auch künftig geben, allerdings passt die Deutsche
Börse ihr Regelwerk internationalen Standards an. Konkret bedeutet
dies, dass Technologiewerte künftig auch in den Index der
mittelgroßen Unternehmen MDax oder den Kleinwerteindex SDax
Zudem werden Dax
"Wir werden immer technologielastiger und die Abgrenzung zwischen
klassischen Branchen und Technologie wurde immer schwieriger",
bringt Expertin von Kerssenbrock die geplanten Anpassungen auf den
Punkt. "Das ganze Hin und Her hat eh keiner mehr verstanden",
ergänzt Analyst Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg. Er
nennt beispielhaft die Aufnahme der Start-Up-Schmiede Rocket
Internet
Positiv sehen die beiden Index-Experten, dass künftig Platzhirsche
aus der ersten Börsenliga auch im Technologie-Index gelistet werden.
"Das dürfte den TecDax attraktiver machen, da nun auch die
wichtigsten deutschen Techwerte dort abgebildet sein werden", sagt
von Kerssenbrock. Sie erwartet dort neben Infineon
Kritik an der neuen TecDax-Konstruktion kommt vom Vermögensverwalter
Uwe Eilers von der Frankfurter Vermögen. "Wenn drei oder gar vier
Dax-Werte in den TecDax kommen und man sie zu den dortigen
Schwergewichten wie Wirecard
Zudem werde eine Einbeziehung von Technologie-Aktien in den MDax und den SDax die Schwankungsanfälligkeit der Indizes erhöhen, gibt Eilers zu bedenken. Denn Techwerte schwanken gewöhnlich stärker als der Gesamtmarkt. "Und das ist etwas, das wertorientierte Anleger wie Fondsgesellschaften oder auch Privatanleger in der Regel gar nicht mögen."
Die Aufstockung des MDax von 50 auf 60 und des SDax von 50 auf 70 Mitglieder sieht Analystin von Kerssenbrock als "gute Größen", zumal dadurch "mehr Werte unterhalb des SDax eine Heimat bekommen und so die Investierbarkeit und Handelbarkeit unterstützt wird." Schließlich ist es ein echtes Qualitätsmerkmal zur Dax-Familie zu gehören. Viele institutionelle Anleger meiden tendenziell Kleinwerte unterhalb des SDax.
Dem LBBW-Experten Streich gehen die Aufstockungen indes nicht weit genug. "Eine Erweiterung der Dax-Mitglieder von 30 auf 50 wäre im Zuge der aktuellen weitreichenden Änderungen wünschenswert gewesen", moniert er. Er verweist auf die gestiegene Anzahl großer Unternehmen. Inzwischen hätten 57 deutsche Unternehmen einen auf dem Streubesitz basierenden Börsenwert von über vier Milliarden Euro.
Auch Vermögensverwalter Eilers sieht dies so: "In der zweiten Reihe haben wir genügend Werte, die in den Dax passen."/ck/mis/she
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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AXC0276 2018-05-22/18:05