Von Sean McLain und Trefor Moss
NAGOYA/SCHANGHAI (Dow Jones)--In Japan schrillen wegen der angedrohten US-Importzölle auf Autos die Alarmglocken. Sie könnten Japans Wirtschaft hart treffen und die Branche global schwer aus der Spur bringen. Die US-Pläne, die einen Strafzoll von bis zu 25 Prozent beinhalten, folgen auf die Handelsschlacht um Stahl und Aluminium. Sie bringen die USA auf Konfrontationskurs mit zwei seiner wichtigsten Verbündeten, nämlich Japan und Deutschland, die beide stark von Autoexporten abhängen.
"Wenn das Vorhaben in Kraft treten sollte, würde das schwere Restriktionen für den Handel bedeuten und die globalen Märkte aus dem Tritt bringen. Es ist sehr bedauerlich", ärgerte sich Tokios Handelsminister Hiroshige Seko. Als Folge büßten die Aktien von Toyota bereits um mehr als 3 Prozent ein. Und Ängste vor einem Handelskrieg ließen die Börse in Tokio 1,1 Prozent abgeben.
Nur gut jedes zweite in den USA verkaufte Auto im Inland gefertigt
Das US-Handelsministerium kündigte eine mögliche Anwendung von Gesetzen zur nationalen Sicherheit an, um Zölle auf Automobile und Autoteile zu erheben. In diesem Sinne äußerte sich auch US-Präsident Donald Trump auf Twitter.
Außer Kanada und Mexiko, die ein Freihandelsabkommen mit den USA haben, sind die Japaner die größten Exporteure von Autos in die USA. Rund 11 Prozent der Pkws, die in den USA 2017 verkauft wurden, stammten aus Japan, so die Denkfabrik Center for Automotive Research. Demnach sind nur 56 Prozent der in den USA verkauften Autos aus heimischer Produktion, während weitere 22 Prozent auf das Konto Kanadas und Mexikos gehen.
Japaner stocken seit Langem US-Fertigung auf
Japan ist sich der politischen Risiken durchaus bewusst und investiert seit den 1980er Jahren zunehmend in die US-Fertigung. Doch Exporte machen immer noch das Gros des Umsatzes bei Konzernen wie Toyota und Nissan aus.
Trump kritisiert die Handelspraktiken der Japaner seit langem und hat den US-Partner bereits mit dem 25 Prozent hohen Zoll auf Stahl vor den Kopf gestoßen. Das Weiße Haus gewährte zeitweilige oder auch permanente Ausnahmeregelungen für viele US-Verbündete, aber nicht für Japan. Von daher droht der Inselstaat mit Vergeltungsmaßnahmen über die Welthandelsorganisation (WTO).
Alles in allem brachte Japan im Vorjahr rund 1,7 Millionen Fahrzeuge auf den US-Markt und die Zahl steigt weiter. US-Fahrer kaufen zwar gerne SUVs und Pickup-Trucks, was die Japaner auf dem falschen Fuß erwischt hatte. Traditionell setzt das Land auf Limousinen und produziert diese auch in den USA. SUVs werden dagegen vorwiegend in Japan produziert und deswegen von dort aus in die USA exportiert.
Toyota und Nissan wollten sich zu den US-Drohungen nicht äußern. Sie verwiesen vielmehr auf eine Mitteilung des Verbands, wonach die Zölle am Ende in weniger Wahlmöglichkeiten und höheren Preisen für die US-Verbraucher resultierten.
Auch China stöhnt über Trumps Drohungen
Noch exportiert China kaum Autos in die USA. Doch Trumps Pläne könnten die Exportstrategien des Landes im Keim ersticken. China wird von globalen Autobauern zunehmend als Produktionsdrehkreuz verwandt. So wird der Focus-Kompaktwagen von Ford inzwischen komplett im Reich der Mitte gefertigt. Der Konzern hofft, das Auto dann in die USA exportieren zu können. Auch die sich in chinesischen Händen befindende Volvo baut in China für den globalen Export. "US-Zölle wären sehr schlecht für uns", klagte Volvo-Chef Hakan Samuelsson.
Mitarbeit: Megumi Fujikawa
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May 24, 2018 03:37 ET (07:37 GMT)
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