Von Matthias Goldschmidt
FRANKFURT (Dow Jones)--Neben der Ertragsmisere und den hohen Kosten gehören die Personalfluktuationen in den Führungsgremien der Deutschen Bank und die milliardenschweren Boni zu den Kritikpunkten der Aktionärsschützer und Fondsmanager.
"Das Personalkarussell dreht sich immer weiter. Der dritte Managementwechsel in den letzten sechs Jahren erinnert an die zahlreichen Trainerwechsel einer wackeligen Bundesligamannschaft und die damit verbundene Unsicherheit lähmt die Umsetzung der Strategie", sagte Fondsmanager Andreas Thomae von der Deka Investment.
Hans-Christoph Hirt vom einflussreichen Aktionärsberater Hermes EOS wiederholte seine Kritik an den zahlreichen Wechseln im Vorstand der Deutschen Bank während der Amtszeit von Aufsichtsratschef Paul Achleitner. "Die Deutsche Bank braucht eine effektivere Führung und mehr Stabilität in Vorstand und Aufsichtsrat." Zudem mangele es an einer plausiblen Nachfolgeregelung für den Aufsichtsratsvorsitzenden. Er forderte den Nominierungsausschuss auf, sich darüber Gedanken zu machen.
Ingo Speich von Union Investment monierte ebenfalls die immer kürzere Verweildauer im Vorstand und Aufsichtsrat. Das zeige, unter welch enormem Druck die Deutsche Bank steht.
Zu den Bonuszahlungen von 2,2 Milliarden Euro, die den Mitarbeitern der Bank für 2017 trotz eines neuerlichen Verlusts zukommen, äußerte sich Speich differenziert. "Die Rückkehr zu Bonuszahlungen ist die einzige Möglichkeit, um kritische Personalverluste im Investmentbanking einzudämmen", sagte er. "Doch 2 Milliarden Euro Boni sind einfach zu viel."
Die Bonuszahlung hatte der Vorstand um John Cryan vor einigen Monaten als "einmalige Investition" erklärt, "um der neuen Führung unserer Unternehmens- und Investmentbank die Chance zu geben, unsere Marktposition zu sichern und auf ausgewählten Geschäftsfeldern auszubauen".
Thomae bezeichnete die Vergütung als "unverständlich". "Auch wenn Sie dies als Investition in die Mitarbeiter für zukünftiges Wachstum deklarieren: Kostendisziplin sieht anders aus", so der Fondsmanager. "Der zu viel gezahlte Bonus fehlt nun für den Umbau der Bank und wir haben das Gefühl, dass Sie einen Teil der Kapitalerhöhung hierfür eingesetzt haben."
In dieselbe Kerbe schlug Aktionärsschützer Klaus Nieding von der DSW. Es wundere ihn, "dass wir trotz dieser eigentlich grottenschlechten Zahlen den dort Beschäftigten noch Boni in Höhe von 2,2 Milliarden Euro gewähren, während man uns Aktionäre mit einer symbolischen Dividende von knapp 10 Prozent dieser Summe abspeist."
Kontakt zum Autor: matthias.goldschmidt@wsj.com
DJG/mgo/sha
(END) Dow Jones Newswires
May 24, 2018 09:22 ET (13:22 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.