Mainz (ots) - Betrachtungen über Armut und Reichtum, Konjunktur und soziale Sicherheit dürfen durchaus von Empathie getragen sein. Naivität aber sollte außen vor bleiben. Vor der einen oder anderen Illusion sei dringend gewarnt. So wird der gegenwärtige Wirtschaftsaufschwung nicht ewig weitergehen. Das sollte jeder wissen, der angesichts derzeit voller Kassen übermütig wird. Den Traum, dass es allen Menschen wirtschaftlich gleich - genauer: gleich gut - gehen solle, wollten kommunistische Staaten verwirklichen. Das Ende ist bekannt. Nicht einmal Chancengleichheit wird es geben können; das Ziel, das freilich auch erreicht werden muss, ist vielmehr Chancengerechtigkeit. So weit zu den Grundlagen. Für einen Sozialstaat wie Deutschland folgt daraus: Soziale Spannungen und Ungleichgewichte werden leider nicht zu vermeiden sein, aber eine soziale Spaltung muss dringend abgewendet werden. Das betriff nicht nur, aber vor allem die Felder Kinder- und Altenarmut. Letztere wird sich künftig verschärfen, da aktuelle Erwerbsbiografien oft Brüche aufweisen. Für ein angemessenes Rentenniveau muss die staatliche Gemeinschaft, wenn nötig mit Steuergeldern, ebenso gerade stehen wie dafür, dass Kinder nicht schon zu Beginn ihres Lebens gnadenlos abgehängt werden. Ansonsten ist es überaus vernünftig und auch gerecht, staatliche Unterstützung an Bedingungen zu knüpfen. In Schröders Agenda 2010 war zu Recht ausdrücklich die Rede davon, mehr Eigenverantwortung zu fordern. Anders formuliert: Der Staat muss die schuldlos in Not Geratenen stützen, die Unglücklichen, aber nicht die Faulen.
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