Turbulenzen in der Eurozone haben die Kurse
deutscher Staatsanleihen am Freitag auf einen Höhenflug geschickt.
Nach Italien droht jetzt auch Spanien zu einem Unsicherheitsfaktor
in der Eurozone zu werden. Das trieb Anleger in die als sicher
geltenden deutschen Papiere. Der richtungweisende Euro-Bund-Future
Während die Regierungsbildung in Italien weiter die Finanzmärkte in Schach hält, waren am Freitag politische Turbulenzen in Spanien hinzugekommen. Im Zuge der Korruptionsaffäre der spanischen Regierungspartei PP gerät Ministerpräsident Mariano Rajoy zunehmend in die Bredouille. Die Sozialistische Partei (PSOE), die größte Oppositionspartei des Landes, brachte einen Misstrauensantrag gegen den 63-Jährigen ein. Um diesen Antrag zum Erfolg zu führen, sind die Sozialisten allerdings auch auf die liberalen Ciudadanos angewiesen. Ciudadanos-Generalsekretär José Manuel Villegas forderte Rajoy auf, Neuwahlen auszurufen. Die Rendite zehnjähriger spanischer Anleihen stieg um 0,06 Prozentpunkte auf 1,43 Prozent und die Kurse gerieten stark unter Druck.
Laut Umfragen dürften bei Neuwahlen die Ciudadanos als große Gewinner hervorgehen. "Damit ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich Spanien schon bald zum nächsten Sorgenkind der Währungsunion entwickeln wird", kommentierte Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. Eine Regierungskrise in Spanien dürfte jedoch die durch Italien ausgelöste Verunsicherung in der Eurozone verstärken und zu steigenden Risikoaufschlägen führen. Zumal laut Solveen eine tiefere Integration der Währungsunion nach den Vorschlägen des französischen Präsidenten Macron in immer weitere Ferne rückt.
In Italien, der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone, feilt der designierter Premier Giuseppe Conte immer noch an der Ministerliste für die eurokritischen Regierung aus Fünf-Sterne-Bewegung und Lega. Probleme gibt es vor allem bei der Besetzung des Finanzministeriums: Nach den Wünschen der Lega soll der ausgemachte Deutschland- und Euro-Kritiker Paolo Savona das wichtige Ressort besetzen. Die umstrittene Personalie dürfte allerdings Staatspräsident Sergio Mattarella nicht gefallen, der der Ministerliste zustimmen muss.
Die Anleger flohen nicht nur aus italienischen und spanischen Anleihen. Auch die Kurse der von den politischen Entwicklungen nicht direkt betroffenen griechischen und portugiesischen Anleihen gerieten unter Druck. Damit zeigen sich an den Anleihemärkten Muster wie zu den Hochzeiten der Eurokrise. Die starken Reaktionen sind umso bemerkenswerter, da die EZB immer noch Staatsanleihen im Rahmen ihres Anleihekaufprogramms erwirbt./jsl/he
ISIN DE0009652644
AXC0225 2018-05-25/17:47