Der Präsident der Türkei höchstselbst rechnete vergangene Woche vor wie es in der Ökonomie sein muss. Anleger waren entsetzt. Doch sind Erdogans Ansätze wirklich so absurd?
Zwischen der Notenbank und dem Staat kriselt es in der Türkei schon seit Jahren. Die Notenbank ist zwar offiziell unabhängig, doch inoffiziell ist sie es schon lange nicht mehr. Nach den Wahlen im Juni wird der Status der Notenbank wohl ohnehin geändert. Formal wird sie weiter als unabhängig gelten, doch am Ende des Tages sagt der Präsident, wo es langgeht.
Eine solche Verbindung aus Politik und Notenbank hat historisch noch nie zum Erfolg geführt. Politiker haben ihre ganz eigenen Interessen und diese müssen nicht unbedingt mit ökonomischen Gesetzmäßigkeiten übereinstimmen.
Die Inflation steigt in der Türkei seit Jahren. Jede unabhängige Notenbank würde die Zinsen anheben. Die türkische Notenbank hielt allerdings still - bis gestern, als sie eine ihrer Leitzinsen, den "Spätausleihungssatz", von 13,15 auf 16,5?% anhob. Die Politik dagegen würde gerne eine Zinssenkung sehen. Zukünftig wird es wohl genau dazu kommen, wenn die Notenbank den letzten Funken Unabhängigkeit abgegeben hat.
Eine Zinssenkung erscheint auf den ersten Blick nicht gerade dringend notwendig. Die Wirtschaft wächst mit über 5?% (siehe Grafik). Die Zinskurve ist zwar invertiert, was im Normalfall ein Zeichen für eine Rezession ist, doch der Zusammenhang ist in der Türkei schwach. Die Zinskurve ist seit anderthalb Jahren negativ. Das Wachstum hat sich in dieser Zeit eher beschleunigt als abgekühlt.
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