Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Commerzbank hält die zu Jahresbeginn eingetretene Abschwächung des Wirtschaftswachstums in Deutschland für mehr als ein kurzfristiges Phänomen. Chefvolkswirt Jörg Krämer sagte, derartige Abschwächungsphasen hätten in der Vergangen in Durchschnitt zwölf Monate gedauert, diesen Zeitraum setze die Commerzbank auch für die aktuelle Episode an. "Wir stecken mitten in einem Zwischenabschwung, der bis zum Jahresende anhalten sollte", sagte Krämer.
Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im ersten Quartal um 0,3 Prozent gestiegen, nachdem es im vierten Quartal 2017 um 0,6 Prozent zugelegt hatte und im Durchschnitt aller Quartale 2017 um 0,7 Prozent. Für das zweite Quartal rechnet Krämer mit keiner Besserung. Wichtigste Ursache ist aus seiner Sicht der zurückliegende Anstieg des Euro-Wechselkurses, dem er einen wachstumsdämpfenden Effekt von bis zu 0,5 Prozentpunkten zuschreibt.
Krämer sieht nach den schwachen Produktionsdaten für April das Risiko, dass die Produktion im zweiten Quartal sinkt. "Deshalb überwiegen für unsere BIP-Prognose von 2 Prozent für 2018 die Abwärtsrisiken", sagte er. Für 2019 prognostiziert die Commerzbank 1,6 Prozent Wachstum.
Eine wachstumsdämpfende Wirkung dürfte laut Krämer auch der Anstieg des Ölpreises entfalten. Als derzeit wichtigstes Risiko - das sich zum Rezessionsrisiko auswachsen könnte - betrachtet der Commerzbank-Chefvolkswirt die von den USA ausgelösten Handelsstreitigkeiten. Sollte die von US-Präsident Donald Trump angedrohte Anhebung der Einfuhrsteuer auf Autos und Autoteile um 25 Prozentpunkte tatsächlich kommen, würde das Autoland Deutschland "ins Mark treffen", warnte er.
Krämer wies auf das Risiko hin, dass ein Handelskrieg die seit 2000 verstärkt entstandenen internationalen Wertschöpfungsketten entwerten könnte, das würde Abschreibungen in Milliardenhöhe nach sich ziehen.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/mgo
(END) Dow Jones Newswires
June 08, 2018 05:14 ET (09:14 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.