Wenn in Europa das erste Mal seit Jahrzehnten wieder ein Edelstahlwerk gebaut wird, lohnt es sich genau hinzusehen. Dr. Wolfgang Eder, Vorstandschef des österreichischen Technologie- und Industriegüterkonzern voestalpine (WKN: 897200 / ISIN: AT0000937503), erklärt im Interview mit marktEINBLICKE den Wandel im Stahlsektor, was Österreich zu einem attraktiven Standort macht und weshalb Mitarbeiterbeteiligung unternehmerisches Potenzial schafft. Auch zu Amerika bezieht er Stellung.
Bevor es weitergeht - eine Anmerkung der marktEINBLICKE-Redaktion - das Interview wurde bereits im März vor dem Redaktionsschluss der aktuellen Ausgabe 02-2018/ ET April 2018 mit Dr. Eder geführt. Seine Aussagen beziehen sich also nicht auf den aktuellen geopolitischen Stand von Juni 2018.
Herr Dr. Eder, die Stahlbranche befindet sich seit langem im Umbruch. An der voestalpine ging dieser bisher spurlos vorbei. Was machen Sie anders?
Durch eine konsequent verfolgte "Downstream-Strategie" hat sich der voestalpine-Konzern in den letzten 15 Jahren von einem "klassischen", vorwiegend in Österreich produzierenden Stahlunternehmen zu einem weltweiten Technologie- und Industriegüterkonzern mit Fokus auf anspruchsvollste "Kundensegmente" entwickelt. Zwei Drittel unseres Umsatzes entfallen heute auf die Weiterverarbeitung von Stahl zu innovativen Produkten für die Automobil-, Bahninfrastruktur-, Luftfahrt-, Öl und Gas- oder Maschinenbauindustrie. Mit dem kontinuierlichen Ausbau der Wertschöpfungskette in Richtung unserer Endkunden haben wir uns zugleich eine gewisse Unabhängigkeit von den Markt-Mechanismen der Stahlbranche verschafft. Wichtige Erfolgsfaktoren zum Ausbau unserer führenden Position stellen zudem die konsequente Umsetzung einer Internationalisierungsstrategie mit Schwerpunkt auf China und den NAFTA-Raum sowie forschungsgetriebenes Wachstum dar. Im Vordergrund steht dabei nicht die bloße Umsatzsteigerung, sondern die Erhöhung der Profitabilität im Sinne von langfristigem wertsteigernden Wachstum.
Sie waren bis vor anderthalb Jahren Präsident des Weltstahlverbands und sind dem Verband nach wie vor in Gremien eng verbunden. Hat sich dieses zeitraubende Engagement für die voestalpine ausgezahlt?
Rückblickend hat die Zeit meiner worldsteel-Präsidentschaft auch für die voestalpine klare positive Effekte mit sich gebracht: Als technologischer Vorreiter in der Branche konnten wir etwa von einer verstärkten globalen Wahrnehmung profitieren. Zudem eröffnete die Position im Branchenverband neue Möglichkeiten, mit wichtigen industriepolitischen Themen auf breiter Ebene Gehör zu finden, aber auch kulturelle Gegensätze abzumildern. Mit der Weiterentwicklung unseres Konzerns weg vom reinen "Stahlgeschäft" und der heutigen Positionierung als Technologieunternehmen werden die inhaltlichen Berührungspunkte aber zunehmend geringer.
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