Die führenden internationalen Finanz- und Handelsorganisationen haben eindringlich vor einem Einbruch der Weltwirtschaft durch zunehmenden Protektionismus gewarnt. Die offene, regelbasierte internationale Wirtschaftsordnung sei derzeit in einer komplizierten und schwierigen Situation, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montagabend in Berlin nach einem Treffen mit den Chefs der Organisationen. Dies sei die allgemeine Einschätzung der Teilnehmer dieses Treffens gewesen.
Im Grunde sei die Welt auf einem guten Weg. Dies dürfe nicht durch falsches Verhalten gefährdet werden, sagte Merkel offensichtlich in Anspielung auf die protektionistische Politik von US-Präsident Donald Trump und dessen verhängten Strafzölle auf Stahl und Aluminium sowie die drohenden Zölle auf Autos. Sie erinnerte daran, dass die Wirtschafts- und Finanzkrise vor rund zehn Jahren nur durch die Gemeinschaft aller zu bewältigen gewesen sei.
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, sagte in einer gemeinsamen Pressekonferenz: "Die Sonne scheint in der Welt." Sie gehe weiter von einem Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 3,9 Prozent aus und in derselben Größenordnung im kommenden Jahr. "Allerdings werden die Wolken immer dunkler - vor allem seit dem vergangenen Wochenende", sagte auch sie ganz offensichtlich mit Blick auf den Eklat vom G7-Gipfel in Kanada. Im Teilnehmerkreis wurde durchaus eingeräumt, dass das multilaterale System verbessert werden könne. Aber der Kern des Systems stelle einen Wert an sich dar.
In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: "Die (Welthandelsorganisation) WTO ist von entscheidender Bedeutung für neues Wachstum, Beschäftigung und Entwicklungsmöglichkeiten im globalen Maßstab. Sie hat maßgeblich zur Stabilität und Berechenbarkeit der internationalen Handelsbeziehungen beigetragen und spielt weiterhin eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung von Protektionismus." Digitale Technologien veränderten bereits jetzt Umfang und Ausmaß, Tempo und Struktur von Arbeit, Produktion, Handel und Investitionen. Es bedürfe angemessener Strategien von Regierungen und internationalen Organisationen, einen reibungslosen Übergang in unseren Volkswirtschaften zu unterstützen.
An dem Treffen, dem zehnten dieser Art, nahmen neben Merkel und Lagarde die Chefs von WTO, Weltbank, OECD, ILO und erstmals der Afrikanischen Entwicklungsbank teil./rm/DP/tos
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