Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Strom- und Energieerzeuger haben der großen Koalition im Bereich der Energiepolitik Versagen vorgeworfen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) beklagte auf seinem Jahreskongress in Berlin mangelndes Tempo, fehlenden Realitätssinn und Verweigerung. "Es ist ein Armutszeugnis, dass sich die jetzige Regierungskoalition über die Frage streitet, wie geht es voran?", monierte BDEW-Chef Stefan Kapferer.
Er kritisierte, dass weder die geplanten Sonderausschreibungen für Windparks und Solarkraftwerke noch die sehnsüchtig erwarteten Regelungen für Kraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) vorankämen. Beides sollte eigentlich im sogenannten "100-Tage-Gesetz" drei Monate nach dem Start von Schwarz-Rot abgearbeitet werden. Doch SPD und CDU/CSU streiten über die Sonderausschreibungen und liegen über Kreuz. "Am Ende passiert gar nichts", bemängelte Kapferer.
Initiative erwartet er von der Koalition auch bei Stromspeichern, ohne die die Energiewende nicht gelingen kann, und bei Vorkehrungen für den Wegfall gesicherter Stromversorgung aus Kohle- und Kernkraftwerken in den kommenden Jahren. Beide Probleme, so der BDEW-Chef, seien seit langem bekannt. "Hier muss die Politik mehr Tempo machen", verlangte der frühere Staatssekretär. Kapferer wandte sich in seiner Eröffnungsrede direkt an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), sich endlich den Herausforderungen und der Realität zu stellen. Der CDU-Politiker wird am frühen Nachmittag auf dem Kongress sprechen.
Die am Dienstag neu gewählte Präsidentin des BDEW, Marie-Luise Wolff, sorgte zum Auftakt ihrer Amtszeit für einen Paukenschlag. Sie verlangte einen schnelleren Kohleausstieg, um die Verpflichtungen zum Klimaschutz erfüllen zu können. Wolff arbeitet hauptamtlich als Chefin des Darmstädter Energieversorgers Entega.
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June 13, 2018 05:13 ET (09:13 GMT)
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