Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der volkswirtschaftliche Stab der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum des Euroraums im laufenden Jahr etwas gesenkt, rechnet aber trotzdem für 2018 und 2019 mit höheren Inflationsraten als bisher. Wie EZB-Präsident Mario Draghi in seiner Pressekonferenz zur Erläuterung der aktuellen geldpolitischen Beschlüsse mitteilte, kalkuliert der Stab für das laufende Jahr nun mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,1 Prozent. Im März hatten die Experten 2,4 Prozent Wachstum prognostiziert. Die Voraussagen für 2019 und 2020 lauten auf 1,9 (bisher: 1,9) und 1,7 (1,7) Prozent Wachstum.
Die Risiken für diese Prognosen sind laut Draghi weiterhin weitgehend ausgeglichen. Allerdings hätten die externen Risiken an Prominenz gewonnen. Draghi sagte in seinem Statement, dass sich der Konjunkturaufschwung im Euroraum zuletzt den Indikatoren zufolge zwar etwas abgeschwächt habe, aber trotzdem solide und breit angelegt sei.
Zugleich hob der Stab seine Prognose für den Anstieg der Verbraucherpreise im laufenden und nächsten Jahr an. Für 2018 erwartet er nun 1,7 (1,4) Prozent Wachstum, für 2019 ebenfalls 1,7 (1,4) Prozent und für 2020 gleichfalls 1,7 (1,7) Prozent. "Die Unsicherheit über den Inflationsausblick verringert sich", sagte Draghi.
Laut Draghi beruhte der jüngste Anstieg der Inflationsrate im Mai auf 1,9 (April: 1,2) Prozent auf einem höheren Ölpreis sowie gestiegenen Nahrungsmittel- und Dienstleistungspreisen. Der EZB-Präsident bekräftigte die Einschätzung, dass der grundlegende Inflationsdruck weiterhin schwach sei, weshalb die EZB weiterhin reichlich geldpolitische Unterstützung geben müsse.
Diese kommt laut Draghi von drei Elementen: Zunächst dem Nettokauf von Anleihen, also einer Erhöhung der Anleihebestände um 30 Milliarden Euro monatlich bis Ende September. Ab Oktober werden diese voraussichtlich auf 15 Milliarden verringert. Ab 2019 sollen die Anleihebestände nicht mehr erhöht, sondern nur noch konstant gehalten werden.
Diese Politik der Wiederanlage von Fälligkeiten stellt laut Draghi eine weitere Säule der geldpolitischen Stützung dar. Als weiteres Element führte Draghi die Forward Guidance der EZB zur Entwicklung der Leitzinsen an. Diese sollen, wie der EZB-Rat beschloss, zumindest bis zum Ende des Sommers 219 auf ihrem aktuellen Niveau bleiben.
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June 14, 2018 08:51 ET (12:51 GMT)
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