Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die von den Volkswirten des Eurosystems prognostizierte Inflationsentwicklung steht nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann "grob im Einklang" mit dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Bei einer gemeinsam von Bundesbank und Banque de France ausgerichteten Konferenz wies Weidmann zudem laut vorab verbreitetem Redetext darauf hin, dass die Inflationsrate aktuell noch etwas höher wäre, wenn sie wie in den USA die kalkulatorischen Eigenmieten von Immobilienbesitzern berücksichtigen würde.
Weidmann verwies in seiner Rede auf die aktuellen EZB-Stabsprojektionen, die für die Jahre 2018 bis 2020 Kerninflationsraten von 1,1, 1,6 und 1,9 Prozent vorsehen. "Da ein buckelförmiger Energiepreisverlauf angenommen wird, wird für die Jahre 2018 bis 2020 eine unveränderte Inflationsrate von 1,7 Prozent erwartet. Aber selbst diese Zahl würde grob mit unserer Definition von mittelfristiger Preisstabilität übereinstimmen", sagte Weidmann.
Der EZB-Rat hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass die Unsicherheit über den Inflationsausblick schwinde. Ein Grund hierfür ist laut Weidmann auch, dass die Inflationsrate unter Hinzurechnung der kalkulatorischen Eigenmieten in den vergangenen Jahren höher als der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) gelegen habe.
Er wolle keine Rosinenpickerei betreiben, doch gebe diese Differenz zwischen den Messgrößen zusätzliche Sicherheit, "dass wir auf dem richtigen Weg sind". Weidmann zufolge wird die geldpolitische Normalisierung im Euroraum mehrere Jahre in Anspruch nehmen. "Deshalb war es so wichtig, dass wir den Ball nun ins Rollen gebracht haben", sagte Weidmann.
Der EZB-Rat hatte in der vergangenen Woche beschlossen, seine Anleihekäufe ab Oktober auf 15 Milliarden Euro zu halbieren und am Jahresende ganz einzustellen. Die Leitzinsen sollen mindestens noch "den Sommer 2019 hindurch" unverändert bleiben.
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June 21, 2018 06:10 ET (10:10 GMT)
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