Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
DIGITALISIERUNG - Die digitale Transformation ist eines der zentralen Reformprojekte der Großen Koalition. Der digitale Chefkoordinator, Kanzleramtschef Helge Braun (CDU), skizziert im Interview mit dem Handelsblatt die Strategie, mit der die deutsche Wirtschaft künftig im internationalen Wettbewerb an die Spitze gelangen soll. Im Zentrum steht ein "digitales Airbus-Projekt für Europa", wie Braun es nennt. Der Luft- und Raumfahrtkonzern gilt seit Jahrzehnten als einzigartiges Erfolgsmodell wirtschaftlicher Zusammenarbeit europäischer Staaten. Für das Digitalprojekt sollen viele wissenschaftliche Institute vernetzt werden. Die Institute sollen ein großes Forschungszentrum für künstliche Intelligenz bilden, Frankreich und Deutschland wollen hier vorangehen. Später sollen auch andere europäische Staaten eingebunden werden. (Handelsblatt S. 4)
STROM - Die Zeiten des billigen Stroms für Unternehmen sind vorbei: Innerhalb von eineinhalb Jahren haben sich die Preise am Terminmarkt der Leipziger Strombörse EEX verdoppelt. Getrieben wurden die Strompreise vor allem von den ebenfalls steigenden Notierungen an den Öl-, Kohle- und Gasmärkten. (Handelsblatt S. 16)
BAUKINDERGELD - Die Koalition streitet über die Details des Baukindergelds. Der Rechnungshof erhebt nun grundsätzliche Einwände: Die Staatshilfe sei unnötig, könne Mitnahmeeffekte hervorrufen und bewirke eine Verteilung von unten nach oben. (Handelsblatt S. 10)
MINDESTLOHN - DIW-Präsident Marcel Fratzscher hält die 2019 und 2020 vorgesehene Anhebung des Mindestlohns für zu gering. "Die Anhebung des Mindestlohns ist moderat und hätte auch stärker ausfallen können", sagte Fratzscher der Rheinischen Post. Er sehe jedoch zwei große Probleme bei der Umsetzung des Mindestlohns. "Zum einen gibt es einen massiven Missbrauch, da fast zwei Millionen anspruchsberechtigte Arbeitnehmer noch immer weniger als den Mindestlohn erhalten", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). "Zum anderen nimmt die Arbeitszeit vieler Menschen mit geringen Löhnen ab, so dass ein Anstieg des Mindestlohns kaum zu höheren Monatseinkommen führt", sagte Fratzscher. Der Mindestlohn wird 2019 auf 9,19 Euro pro Stunde und 2020 auf 9,35 Euro angehoben. (Rheinische Post)
FUSSBALL-WM - Das dritte Gruppenspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Südkorea am Mittwoch um 16 Uhr kostet die deutsche Wirtschaft rund 130 bis 200 Millionen Euro. Das ergibt eine Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die den Zeitungen der Funke Mediengruppe vorliegt. Die Experten des IW gehen davon aus, das - zieht man Teilzeitarbeit, Urlaub, Krankheit und flexible Arbeitszeitkonten ab - schätzungsweise rund 30 Prozent der Arbeitnehmer fest nach 16 Uhr arbeiten. Wenn jeder zweite von ihnen das Spiel schaut und dabei im Durchschnitt eine Stunde Arbeit ohne Nacharbeiten wegfällt, entstehen der Wirtschaft genannte Millionenkosten. (Funke Mediengruppe)
GESETZLICHE RENTE - Der AfD-Co-Vorsitzende Jörg Meuthen fordert eine grundsätzliche Wende in der Altersvorsorge. Der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten sagte Meuthen: "Die Menschen sollten in Eigenverantwortung handeln, soweit das möglich ist." Millionen Bundesbürger befänden sich "im Zwangssystem der gesetzlichen Rente, die auf klügere Art und Weise ihre eigene Altersvorsorge gestalten können". Das staatliche System solle sich auf diejenigen beschränken, die das nicht aus eigener Kraft schaffen, sagte Meuthen. Das umlagefinanzierte Rentensystem sei "wenig effizient". (Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten)
KOHLEAUSSTIEG - Die Steinkohle-Verstromer Uniper und EnBW warnen vor einem überstürzten Kohle-Ausstieg. "Es ist ohnehin davon auszugehen, dass nach der Inbetriebnahme des hochmodernen Uniper-Steinkohlekraftwerkes Datteln 4 in Deutschland keine neuen Kohlekraftwerke mehr gebaut werden. Der Kohleausstieg findet damit faktisch bereits statt", sagte Uniper-Chef Klaus Schäfer der Rheinischen Post. "Es geht also nicht um das Ob, sondern um das Wie. Wer aussteigen will, muss auch sagen, wie es weitergeht und dabei die Kosten im Blick behalten." EnBW-Chef Frank Mastiaux sagte der Redaktion: "Hier sind viele Aspekte sorgfältig abzuwägen." Am 13. Juli will die Kohlekommission zum zweiten Mal tagen. (Rheinische Post).
WÄHRUNGSUNION - Kurz vor dem Eurogipfel hat der Chef der Eurogruppe, Mário Centeno, von den Eurostaaten mehr Kompromissbereitschaft für die Reform der Währungsunion gefordert. "Es nützt nichts, wenn sich jeder hinter seinen roten Linien verschanzt", schreibt Centeno in einem Gastbeitrag für die FAZ. Gefragt seien jetzt Mut und Pragmatismus. (FAZ S. 21)
WÄHRUNGSUNION - Unmittelbar vor dem morgen beginnenden EU-Gipfel hat sich der Wirtschaftsweise Volker Wieland klar gegen ein neues Euro-Budget oder neue, weitreichende Instrumente zur fiskalischen Stabilisierung der Wirtschaft ausgesprochen. In einem Streitgespräch der Börsen-Zeitung zwischen Wieland und Ex-EZB-Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi anlässlich des Gipfels, bei dem es auch um die Reform der Eurozone geht, warnte er zudem vor der Idee neuer, mit Euro-Staatsanleihen besicherter Wertpapiere (Esbies) und der Einführung einer EU-Einlagensicherung. "Die ganze Diskussion über eine fiskalische Stabilisierungsfunktion ist übertrieben", sagte Wieland. Dafür gebe es keinen Bedarf. Bei neuen Instrumenten bestehe zudem die Gefahr, dass existierende Mechanismen wie der Euro-Rettungsfonds ESM geschwächt werden könnten. Mit Blick auf die Esbies warnte er, sie könnten die Tür öffnen in Richtung Euro-Bonds. (Börsen-Zeitung S. 5)
IRAN - Die USA wollen nach ihrem Austritt aus dem Atomabkommen mit dem Iran dem Land mit einem Total-Embargo beim Öl die wichtigste Einnahmequelle nehmen. Es sei richtig, dass die USA mithilfe eines strikten Sanktionsregimes Ölimporte anderer Länder aus dem Iran auf null reduzieren wollen, sagte ein ranghoher Beamter des US-Außenministeriums. Gegen Staaten, die dem nicht Folge leisteten, würden ab dem 4. November Sanktionen verhängt. (Welt S. 1)
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June 27, 2018 00:36 ET (04:36 GMT)
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