Ist die Bewertung zu stramm, darf in der Unternehmensentwicklung wenig schiefgehen. Diesem Anspruch konnte Fielmann zuletzt nicht gerecht werden. Keine Frage - der Optiker-Riese ist ein Qualitätsunternehmen-, zumindest im Hinblick auf die Performance der vergangenen Jahre: Am Ende der letzten fünf Geschäftsjahre lag die Eigenkapitalquote im Konzern jeweils im Bereich um 75 %, das Vorsteuerergebnis machte durchschnittlich etwa 18 % des Konzernumsatzes aus. Das sind exzellente Werte. Hervorzuheben ist auch, dass man sich in jedem der vergangenen fünf Geschäftsjahre sowohl beim Umsatz als auch beim Vor-und Nachsteuerergebnis und beim Ergebnis je Aktie steigern konnte. Doch zur Wahrheit gehört auch, dassman mit dem vorgelegten Wachstum eher in der Tippelschritte-Klasse des Rennsports unterwegs war. Bei den Erlösen lag das durchschnittliche Wachstum in den letzten fünf Jahren gerade mal bei 4,6 % (2017: 3,6 %), beim Vorsteuergewinn waren es durchschnittlich 6,7 % (2017: 3,0 %). Entsprechend ist die etwas dünnhäutige Reaktion des Marktes auf die Unternehmensmitteilung mit den vorläufigen Daten zum ersten Halbjahr durchaus verständlich: Fielmann schaffte demnach einen Zuwachs beim Brillenabsatz von 1 %, beim Konzernumsatz kam man um 2,0 % voran, der Vorsteuergewinn dürfte bei etwa 116 Mio. € gelegen haben und somit merklich unter dem Vergleichswert vom Vorjahr mit123,6 Mio. €. Für Gegenwind sorgte ein Anstieg bei den Personalkosten sowie auch verstärkte Investitionen in die Digitalisierung und in den Marktauftritt. Vorlaufkosten im Rahmen der beschleunigten Expansion in Italien und Währungseffekte kamen belastend hinzu. Im Gesamtjahr will Fielmann trotz des Durchhängers im ersten Halbjahr ein Ergebnis auf Vorjahreshöhe schaffen, während Absatz und Konzernumsatz ähnlich wie im Vorjahr wachsen sollen. Damit geht die Welt natürlich nicht unter und Fielmann hat auch weiterhin eine reizvolle Story. Die Fielmann-Kundschaft ist dem Unternehmen zufolge im Durchschnitt jünger als bei traditionellen Wettbewerbern und zeichnet sich durch Treueaus; bei Gleitsichtbrillen dürfte in den nächsten Jahren noch Wachstum realisierbar sein. Auch Produkte wie Sonnenbrillen, Kontaktlinsen und Hörgeräte bieten in einer alternden Gesellschaft Potenzial. Aber :Dieses Potenzial wird am Markt immer noch mit einer ambitionierten Bewertung bezahlt. Inkl. der jüngeren Kursschwäche liegt das 2019er-KGV noch bei etwa 26,6 bzw. bei ca. 25,7 per 2020. Das reduziert den Juckreiz in den Fingern, die Kauf-Ordermaske auszufüllen - zumindest so lange, wie die Charttechnik keine klare Bodenbildung bzw. Wende erkennen lässt.
Dies ist ein Ausschnitt aus dem aktuellen Frankfurter Börsenbrief Nr. 28 vom 14.7.2018. Sollten Sie den Brief nicht abonniert haben, lesen Sie bitte bei unserem Partner unter www.Boersenkiosk.de mehr.
Ihre Bernecker Redaktion / www.bernecker.info
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