
BERLIN (Dow Jones)--Vor dem Hintergrund des geplanten Baus der Gaspipeline Nord Stream 2 haben in Berlin die ersten russisch-ukrainischen Energiegespräche auf Ministerebene stattgefunden. Bei der Auftaktkonferenz hätten beide Seiten ihre Ausgangspositionen erörtert, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium als Gastgeberin des Treffens am Dienstag in Berlin. Auf dieser Grundlage solle eine Roadmap für weitere Treffen erarbeitet werden.
An dem Gespräch nahmen neben Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) der Kommissar für die Energieunion, Maros Sefcovic, der ukrainische Außenminister Pawlo Klimkin und der russische Energieminister Alexander Nowak teil. Sie sprachen den Angaben zufolge insbesondere über die künftige Ausgestaltung des russischen Gastransits durch die Ukraine nach Auslaufen der aktuellen Lieferverträge. Ziel der Gespräche sei eine langfristig verlässliche Lösung, die im Interesse beider Seiten liege und insbesondere den ukrainischen Sicherheitsinteressen Rechnung trage, erklärte das Ministerium.
Es geht um Milliarden
"Im Rahmen des Waffenstillstands- und Friedensprozesses für die Ukraine kommt den heutigen Gesprächen eine besondere Bedeutung zu", erklärte Minister Altmaier. Die Gespräche könnten neuen Schwung für den Friedensprozess insgesamt bedeuten.
Vor allem geht es bei den Gesprächen allerdings um handfeste wirtschaftliche Interessen. Über Nord Stream 2 soll russisches Gas durch eine Ostsee-Pipeline von Sibirien nach Deutschland gebracht werden. Die Ukraine wird damit umgangen und guckt buchstäblich in die Röhre: Bislang gehen etwa 50 Prozent des russischen Gases für Westeuropa durch die Ukraine, das Land kassiert dafür rund 2 Milliarden Euro jährlich an Gebühren. Das Geld macht einen erheblichen Anteil des Staatshaushalts aus.
Die Bundesregierung hat der Ukraine aus Sorge um die Stabilität im Land deshalb versprochen, dass zumindest ein Teil der Einnahmen erhalten bleibt. Die Ukraine müsse als Transitland weiterhin eine Rolle spielen, erklärte Kanzlerin Angela Merkel bereits.
Trump mischt auch mit
Verkompliziert wird die Lage durch die Einmischung der Amerikaner. US-Präsident Donald Trump wirft den Deutschen vor, sich von russischem Gas abhängig zu machen. Hintergrund ist, dass Trump gerne amerikanisches Fracking-Gas in Europa verkaufen würde. In deutschen Regierungskreisen heißt es dazu, man würde das Gas aus den USA ja gerne nehmen, aber der Preis sei viel zu hoch.
Auf der Suche nach einer Lösung drängt die Zeit, denn für den Bau der Pipeline liegen nach Angaben der Betreiber - der russische Staatskonzern Gazprom und westeuropäische Partner investieren rund 9,5 Milliarden Euro - fast alle notwendigen Genehmigungen vor. Die Pipeline soll Anfang 2020 in Betrieb gehen.
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July 17, 2018 09:19 ET (13:19 GMT)
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