Nach Einschätzung des früheren US-Botschafters in Deutschland, John Kornblum, hat die EU im Handelskonflikt mit den USA kaum geeignete Druckmittel. "Die USA befinden sich auf dem Höhepunkt ihrer Macht", sagte der Diplomat, der am Mittwoch als Gast bei der Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbands Südwestmetall in Ludwigsburg zu dem Thema sprach "America first - Germany last?".
"Es gibt keinen Bereich des öffentlichen oder privaten Lebens, wo man uns wehtun kann, das muss man leider so sagen", sagte Kornblum mit Blick auf mögliche Reaktionen der EU auf US-Strafzölle. Zu versuchen, ein Freihandelssystem ohne die USA aufzubauen, sei "Selbstmord", das EU-Handelsabkommen mit Japan sei zwar "nett", es bringe aber nichts, sagte Kornblum. "Die USA bleiben der Kern dieser Welt".
Einen Abbruch der transatlantischen Beziehungen sieht der Diplomat aber nicht kommen. "Es hat immer eine atlantische Welt gegeben und wird auch immer eine geben". Dabei sei es in den vergangenen Jahrhunderten immer mal auf und mal ab gegangen, so Kornblum.
Der Vorsitzende von Südwestmetall, Stefan Wolf, schätzte die Situation der deutschen und europäischen Wirtschaft weniger pessimistisch ein. Anders als in den 1930er-Jahren reagierten die europäischen Staaten auf den Protektionismus der US-Regierung nicht mit eigenem Protektionismus, sondern rückten stattdessen zusammen und trieben eigene, bilaterale Freihandelsabkommen voran. Das zeige etwa das Jefta-Abkommen zwischen Japan und der EU.
Wolf betonte die Bedeutung des Handels mit den USA für die deutsche Wirtschaft und forderte, diesen zu erleichtern. "Die Zölle und nicht-tarifären Handelshemmnisse müssen auf beiden Seiten des Atlantiks deutlich und verlässlich reduziert werden", sagte Wolf und kritisierte den US-Präsidenten. "Mehr Freihandel bedeutet: Beide Seiten gewinnen. Im jetzigen Handelskriegs-Szenario kann es hingegen - anders als US-Präsident Donald Trump glaubt - nur Verlierer geben."/afa/axa/DP/she
AXC0290 2018-07-18/18:58