Mainz (ots) - Bis auf den Papst, Putin, Trump und den chinesischen Präsidenten Xi Jinping haben sich, jedenfalls bis zum Redaktionsschluss dieses Kommentars, so ziemlich alle relevanten Großentscheider zum Fall Özil geäußert. Das zeigt vor allem eines: Die Wahrheit ist schon lange nicht mehr nur auf dem Platz. Fußball ist eine politische Weltmacht. Bedurfte es noch eines Beweises? Die WM-Vergaben an Russland und Katar sind brutal klar. Fußball ist auch eine finanzielle Weltmacht, der Ausdruck "Milliardengeschäft" erscheint da fast lächerlich. Fünfmal Neymar-Ablöse, und schon sind wir über der Milliarde. Hier droht allerdings eine Überhitzung. Der Markt ist hysterisch, und hysterischen Märkten droht der Absturz. Schlimmster Einpeitscher in Sachen Geld ist die Fifa, der wahrscheinlich korrupteste Sportverband aller Zeiten. Nicht zuletzt sozial ist Fußball eine Macht. Er kann integrieren: Auch in Deutschland gibt es dafür gute Beispiele, Özil war mal eins davon, früher. Es wird weitere gute Beispiele geben, auch in Zukunft. Fußball entfacht Emotionen wie sonst wenige Dinge auf der Welt. Jedoch: Es ist ein schmaler Grat zwischen Fan-Glückseligkeit oder -Trauer einerseits und auch hier der Hysterie andererseits. Wenn Menschen den Fußball und ihre eigene Projektion auf ihre Idole brauchen wie Drogen, weil sie unglücklich sind, oder wie Brot, weil sie arm sind, dann ist etwas faul. Kompliziert ist die Gemengelage, was Äußerungen Özils, seiner Bewunderer und Gegner betrifft. Ein bisschen Einordnung täte dem Spiel jetzt gut. Das Foto mit Erdogan war ein eiskalter Coup. Zu Risiken und Nebenwirkungen hätte Özil diejenigen fragen können, die sich seine Berater nennen. Wenn sich der Champion nun als Opfer von Rassismus darstellt, ist das, gelinde gesagt, dummes Zeug, eine Ohrfeige für wirkliche Opfer. Und wenn keine Geringere als Justizministerin Barley (SPD) das so ähnlich sieht, wie Özil es glauben machen will, dann hat Deutschland ein Problem in diesem Politikressort. Mit zur Wahrheit gehört in der Tat, dass der Kuschelkurs vieler berühmter (Ex-)Politiker und (Ex-)Sportler gegenüber Diktatoren womöglich noch erschütternder ist als Özils Flaggenparade. Zu denken wäre da an die Traumpaare Schröder/Putin oder Matthäus/Putin. Aber das macht die Causa Özil nicht besser. Falsch gemacht hat Özil seit dem Foto alles - mit einer Ausnahme. Mit seiner Kritik am DFB und vor allem an dessen Präsidenten Grindel hat er, auch wenn's ihm kaum hilft, absolut Recht. Grindel, das ist der unfassbare Aufstieg eines CDU-Politikers der dritten Reihe, der schon damals keine Leuchte war, an die Spitze des mächtigsten nationalen Sportverbands der Welt. Rote Karte. Dunkelrot.
OTS: Allgemeine Zeitung Mainz newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65597 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Danielle Schwarz Newsmanagerin Telefon: 06131/485980 online@vrm.de
OTS: Allgemeine Zeitung Mainz newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65597 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Danielle Schwarz Newsmanagerin Telefon: 06131/485980 online@vrm.de