
BERLIN (Dow Jones)--Russland, China und der Iran betreiben in Deutschland massiv Spionage. Das geht aus dem aktuellen Verfassungsschutzbericht hervor, den Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) in Berlin vorstellte. Die drei Länder "sind die Hauptakteure der gegen Deutschland gerichteten Spionageaktivität", stellen die Verfassungsschützer fest. Sie sind für die Abwehr der ausländischen Agenten zuständig.
Die Motive der drei Staaten seien verschieden. Russland wolle vor allem die politische Haltung Deutschlands und künftige Beschlüsse auskundschaften. Dabei stehe das Verhalten der Bundesrepublik in der Nato und der EU im Vordergrund, weil der Kreml hier die größte Bedrohung durch Militär und Wirtschaftssanktionen sehe. "Die russischen Nachrichtendienste betreiben mit einem hohen organisatorischen und finanziellen Aufwand Spionage gegen Deutschland", warnt der Verfassungsschutz.
Das Reich der Mitte zielt auf deutsche Firmen
China setzt laut den Beamten - neben der Schnüffelei auf dem Felde der Politik - seine Agenten gezielt auf die deutsche Wirtschaft an. Die Geheimdienste seien aktiv in die Strategie der Kommunistischen Partei eingebunden, China bis 2025 zu einer der führenden Industrienationen zu machen. Bevorzugtes Mittel sei der Aufkauf von Unternehmen. "Der Abfluss von Know-how kann der deutschen Wirtschaft langfristig schaden", mahnt der deutsche Inlandsgeheimdienst. Ein neues Gesetz habe beinahe alle Beschränkungen für die chinesischen Beschatter aufgehoben.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres steckten chinesische Unternehmen 10 Milliarden Dollar in 22 deutsche Firmen. Prominentester Fall war der Einstieg des Autobauers Geely bei Daimler. Die Bundesregierung ist seit längerem besorgt über die Einkaufstour des Reichs der Mitte und setzt sich auf EU-Ebene dafür ein, die Blockademöglichkeiten des Staates zu stärken.
Als dritte ausländische Macht lässt der Iran dem Bericht zufolge seine Spitzel hauptsächlich auf die Vertreter der iranischen Opposition in Deutschland und jüdische Einrichtungen los. Die Versuche zum Aufkauf von Komponenten und Teilen für das Rüstungsprogramm hätten deutlich nachgelassen.
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July 24, 2018 09:20 ET (13:20 GMT)
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