Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger (CDU) hat vor den für Mittwoch geplanten Handelsgesprächen von EU und USA ein Zollabkommen vorgeschlagen, das sich an das gescheiterte Freihandelsabkommen TTIP anlehnt. "Man könnte auch ein TTIP light versuchen", sagte Oettinger im Deutschlandfunk. "Man könnte versuchen, das Paket der bestehenden Zölle aufzuschnüren und dann zu einer weiteren Balance zu kommen, die Zölle für verschiedene Waren und Produkte zu senken." Das gelte nicht nur für Autos, sondern für alle Produkte.
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor über den Kurznachrichtendienst Twitter den EU-Verhandlern als "Idee" vorgeschlagen, sowohl die USA als auch die EU sollten "alle Zölle, Handelsbarrieren und Subventionen abschaffen". Dies könne sich dann endlich "freier Markt und fairer Handel" nennen.
Oettinger erklärte, eine Verhandlung über ein Zollabkommen "wäre in einem halben Jahr möglich, und die könnten wir mit den USA im Herbst starten". Der Besuch von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker am Mittwoch in Washington sei wichtig, um eine "weitere Eskalierung im Handelsstreit" zu verhindern, hob Oettinger hervor. "Jean-Claude Juncker nimmt ihn wahr als eine Art Gütetermin." Die EU wolle damit einen Handelskrieg vermeiden.
Ifo-Institut für Freihandelszone
Juncker trifft Trump am Mittwochnachmittag (Ortszeit) im Weißen Haus und hat bereits angekündigt, er wolle mit dem US-Präsidenten "auf Augenhöhe verhandeln". Er kenne Trump relativ gut und wisse, wie man mit ihm umgeht. "Wir sitzen hier nicht auf der Anklagebank", sagte der Kommissionspräsident dem ZDF. "Insofern brauchen wir uns auch nicht zu verteidigen". Bei dem Treffen gehe es darum, "Wege auszuloten, wie man einen Handelskrieg vermeiden kann". Komme es zu Autozöllen, könne die EU aber "sofort adäquat antworten".
Unterdessen mahnte der Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Clemens Fuest, die EU, Trump beim Thema Freihandelszone beim Wort nehmen. "Juncker sollte den Vorschlag der USA beim G20-Gipfel aufgreifen, eine Freihandelszone zwischen Nordamerika, Japan und Europa zu errichten", sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung. Juncker müsse sich klar für Freihandel positionieren und könne so zugleich prüfen, "ob das Angebot von Donald Trump ernsthaft ist".
Fuest betonte laut dem Blatt die Vorteile einer solchen Handelszone: "Damit würden alle Zölle im Handel zwischen diesen Ländern abgeschafft, ein Handelskrieg würde verhindert." Die Freihandelszone würde dem Wirtschaftswachstum einen Schub geben. Zuvor hatte bereits der CDU-Wirtschaftsrat gefordert, die EU solle die Chance nutzen, um ein neues Freihandelsabkommen mit den USA zu verhandeln.
US-Finanzminister Steven Mnuchin hatte beim Finanzministertreffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) am Wochenende in Buenos Aires ein Freihandelsabkommen zwischen den sieben wichtigsten Industriestaaten (G7) ins Spiel gebracht.
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July 25, 2018 04:14 ET (08:14 GMT)
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