
Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer bekommt für sein Blockbustermedikament Eylea ein verlängertes Behandlungsintervall genehmigt und ist damit gut vorbereitet auf ein potenzielles Konkurrenzprodukt aus dem Haus des Schweizer Wettbewerbers Novartis. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA billigte eine entsprechende Änderung des Beipackzettels für das Augenmedikament, die Bayer im Februar beantragt hatte.
Eylea ist mit einem Jahresumsatz von zuletzt knapp 1,9 Milliarden Euro für Bayer das zweitwichtigste verschreibungspflichtige Medikament überhaupt. Der Wirkstoff Aflibercept zur Behandlung der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) musste bislang dauerhaft im Zweimonats-Rhythmus in das Auge injiziert werden - ein Intervall, das für die meist alten Patienten belastend und überdies teuer ist. Künftig soll der Arzt selbst entscheiden und das Injektionsintervall auf bis zu zwölf Wochen ausdehnen können.
Novartis hat mit dem Wirkstoff Brolucizumab ein Mittel in der Pipeline, das ebenfalls zur Behandlung der feuchten AMD eingesetzt werden soll. Noch in diesem Jahr soll die Zulassung beantragt werden. Novartis' Studienergebnisse haben Bayer unter Druck gesetzt. Danach konnte die Hälfte aller Patienten mit nur einer Gabe Brolucizumab alle zwölf Wochen behandelt werden.
Allerdings weist Patrick Bussfeld, Medizinchef von Bayer in der Augenheilkunde, darauf hin, dass Novartis' Brolucizumab nach den Studien keine bessere Wirkung bei AMD zeigte als Bayers Aflibercept. Überdies musste ein Drittel aller mit einem Zwölf-Wochen-Rhythmus behandelten Patienten später wieder mit kürzeren Intervallen behandelt werden.
"Wer im Laufe der Behandlung an Sehschärfe verliert, ist frustriert und macht nach unseren Erfahrungen mit der Therapie nicht weiter", sagte Bussfeld. "Deshalb setzen wir auf die Einschätzung des Arztes, den Patienten vorsichtig auf das individuelle und optimale Dosierungsintervall zu bringen und ihn dort zu halten."
Wofür sich die Ärzte letztlich entscheiden werden, wenn das Novartis-Mittel auch am Markt verfügbar ist, bleibt fraglich. Bayer setzt darauf, dass die Ärzte mit dem neuen Behandlungsschema die Möglichkeit haben, "gute Erfahrungen zu machen". Nach der EMA will Bayer das Schema auch für Kanada und Australien beantragen. Den großen US-Markt beackert Bayer mit dem Wirkstoff dagegen nicht selbst. Dort wird Aflibercept vom Bayer-Partner Regeneron vermarktet.
Die feuchte AMD ist die häufigste altersbedingte Augenerkrankung weltweit. Krankhafte Veränderungen bei den Blutgefäßen im Auge führen zu einer fortschreitenden Einschränkung des Sehvermögens und unbehandelt mehrheitlich zur Erblindung. Das Marktvolumen zur Behandlung der feuchten AMD wird auf 10 Milliarden US-Dollar geschätzt. Neben Eylea ist noch das von Roche und Novartis entwickelte Mittel Lucentis zugelassen.
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August 01, 2018 07:11 ET (11:11 GMT)
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