Von Tom Fairless
FRANKFURT (Dow Jones)--Die niedrigen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) belasten die Nettozinseinkommen italienischer Haushalte nach Aussage der EZB stärker als die deutscher Haushalte. In einem aktuellen Aufsatz erklärt die EZB dieses Phänomen im wesentlichen damit, dass die Italiener weniger stark verschuldet sind als die Deutschen, weshalb sie auch weniger von gesunkenen Kreditzinsen profitieren. Die Klagen über eine "Enteignung der Sparer" durch Niedrigzinsen sind in Deutschland besonders laut. Sie lassen aber außer Acht, dass Deutsche auch Schuldner sind.
Laut EZB wurden die niedrigeren Zinseinkünfte der Deutschen aus Anleihen und Bankguthaben in den Jahren 2008 bis 2017 nahezu vollständig von niedrigeren Kreditzinsen ausgeglichen. Gleiches galt im wesentlichen für Frankreich.
Die Italiener dagegen sind weniger verschuldet, weshalb ihnen niedrige Zinsen auch weniger Entlastung bringen. Zugleich halten sie mehr zinstragende Vermögenswerte als die Deutschen, leiden also stärker als diese unter sinkenden Zinsen. Laut EZB sanken die an den verfügbaren Einkommen gemessenen Zinseinkommen der italienischen Haushalte zwischen 2008 und 2017 um 6 Prozentpunkte, während die Kreditzinsen lediglich um 2 Prozentpunkte abnahmen.
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August 08, 2018 06:06 ET (10:06 GMT)
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